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Pferd

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1. Einleitung

Von der Antike bis in die Gegenwart ist das Pferd Träger des Heroischen, in doppeltem Sinne als Begleiter der heroisierten Figur, der es attributiv zugeordnet ist, und als eigenständig heroisiertes Subjekt. Auf sozialer Ebene epochenübergreifend ein Distinktionsmerkmal, entfaltet es sein heroisches Potential oftmals in agonalen Kontexten, vornehmlich im Krieg. Diese Konfiguration prägt lange Zeit seine mediale Repräsentation, die im Kontext der Herrschaftsinszenierung steht. Mit der Technisierung geht sein Bedeutungsverlust einher, der sich in einem Wandel der Praktiken niederschlägt: an die Stelle des Krieges tritt der sportliche Wettstreit, und Anthropomorphisierungsprozesse gewinnen an Relevanz, die das Pferd als gleichberechtigten oder sogar eigentlichen Helden hervortreten lassen.

2. Explikation

2.1. Systematik

Kein Tier ist so eng mit Heroisierungsprozessen verbunden wie das Pferd. Davon zeugen nicht nur die zahllosen historischen, literarischen und bildkünstlerischen Darstellungen, in denen es epochen- und gattungsübergreifend als Erkennungszeichen des Heroischen auftritt, sondern auch die vielfältigen disziplinären Ansätze, mit denen seine Bedeutung und Wirkung produktiv untersucht werden kann. Grundsätzlich lassen sich in diesem Zusammenhang zwei typologische Schemata isolieren.

2.1.1. Das Pferd als Attribut des Helden

Einerseits fungiert das Pferd oftmals als Attribut für einen heroischen Reiter, dessen Exzeptionalität, sinnfällig schon durch die erhöhte Position und gesteigerte Mobilität, zum Ausdruck kommt. Auf diese Phänomene der transgressiven Durchquerung und Erschließung von Räumen stützen sich die meisten heroischen Wirkungen. Bedingung dafür ist die erstmalige und kontinuierliche Beherrschung des Tiers, welche die herausragende agency des Helden erweist. Schon die Zähmung eines wilden Pferdes kann als Heldentat gelten. Im Gegensatz zu anderen domestizierten Tieren knüpfen sich an das Pferd daher nicht nur zivilisatorische Diskurse, sondern in besonderem Maße solche von Charisma, Herrschaft und Macht. Aus diesem Grunde ist das Reiten und seine Darstellung über weite Strecken ein soziales Distinktionsmerkmal und symbolische Ressource einer Elite, deren Repräsentations- und Legitimationspraktiken heroisch begründet sind.

Die exzeptionelle Handlungsfähigkeit von Pferd und Reiter erweist sich vor allem in agonalen Konstellationen. Mit der Beherrschung des Pferdes „wurde die Geschwindigkeit zur Waffe“1Koselleck, Reinhart: „Das Ende des Pferdezeitalters“. In: Süddeutsche Zeitung. 25.11.2003, 4., und so erweist sich das Tier vornehmlich in kriegerischen und sportlichen Kontexten als das Element, das den heroischen Einzelnen von seinem Umfeld abhebt. Die Zugehörigkeit zur sozialen Elite war daher bis in die Frühe Neuzeit maßgeblich mit Kriegsdienst zu Pferde verbunden. Hervorgehoben sei die Inszenierung des reitenden Helden als Sieger, die in diesem Zusammenhang lange die dominante herrscherliche Repräsentationsform war.

2.1.2. Das Pferd als heroisches Individuum

Als „Liebling und Begleiter des Helden“2Hehn, Victor: Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergang aus Asien nach Griechenland und Italien sowie in das übrige Europa. Berlin 1911: Gebrüder Bornträger, 19. steht das Pferd oftmals zudem in einem wechselseitigen Dienst- und Treueverhältnis zu seinem Besitzer, das die persönliche Beziehung des Helden zum Tier zum Bestandteil der Heroisierung macht. In graduellen Abstufungen kann daher auch dem Pferd selbst, jenseits der attributiven Funktion, ein Heldenstatus zukommen, der Pferd und Reiter als untrennbare heroische Dyade erachtet. Von dieser Beziehung leitet sich das zweite Heroisierungsschema ab: das Pferd als heroisches Individuum mit eigenständiger agency. Obschon bereits in der Antike belegt, gewinnt diese Figuration in der Moderne an Relevanz. Neben den natürlichen Eigenschaften des Pferdes, die auch als ästhetische Phänomene mit heroischem Potential wahrgenommen werden, kommt dabei eine umfangreiche Anthropomorphisierung zum Tragen, die dem Pferd menschliche Attribute zuschreibt. Auch hier sind agonale Kontexte von großer Bedeutung, in denen sich oftmals heroische Tugenden wie Tapferkeit und Leidensfähigkeit erweisen.

2.2. Historie

2.2.1. Antike

Die heroische Bedeutung des Pferdes erfährt in der Antike eine maßgebliche Potenzierung, deren Wirkungen bis in die Gegenwart nachzuverfolgen sind. Ursache dafür sind die Möglichkeitsräume, die sich mit dem „kentaurischen Pakt“ (Ulrich Raulff)3Raulff, Ulrich: Das letzte Jahrhundert der Pferde. Geschichte einer Trennung. 6. Auflage. München 2016: C.H. Beck, 24. eröffnen, und die besondere Wirkmächtigkeit von Heldendiskursen in der antiken griechischen Kultur. Obgleich sich der Begriff des heros in der Antike signifikant vom modernen Heldenbegriff unterscheidet4Vgl. Meyer, Marion / von den Hoff, Ralf: „Helden wie sie – Helden wie wer? Zur Einführung“. In: Meyer, Marion / von den Hoff, Ralf (Hg.): Helden wie sie. Übermensch – Vorbild – Kultfigur in der griechischen Antike. Freiburg 2010: Rombach, 10-11; sowie Himmelmann, Nikolaus: „Helden und Heroen“. In: Meyer, Marion / von den Hoff, Ralf (Hg.): Helden wie sie. Übermensch – Vorbild – Kultfigur in der griechischen Antike. Freiburg 2010: Rombach, 29-38. und daher auch die Rolle des Pferdes nicht aus ihrem jeweiligen Kontext gelöst werden kann, konstituieren sich in diesem Zeitraum einige hippologisch-heroische Konfigurationen, die auf lange Sicht grundlegende Referenzpunkte für das Heroische darstellen.

Dem griechischen heros, sowohl in seiner Bedeutung als kultisch verehrte historische Person wie auch als Figur mythischer Erzähltraditionen, war das Pferd als Attribut zugeordnet. Auch wenn die Ursprünge des in der Antike äußerst verbreiteten Heroenkultes ebenso wie sein genaues Verhältnis zu heroischen Erzählungen umstritten sind, gilt dieser Befund für beide Konzeptionen. Das ikonographische Schema des „Reiterheros“5Voutiras, Emmanuel: „Reiterheroen auf griechischen Weihreliefs“. In: Meyer, Marion / von den Hoff, Ralf (Hg.): Helden wie sie. Übermensch – Vorbild – Kultfigur in der griechischen Antike. Freiburg 2010: Rombach, 85-104, 88. wie etwa im Kult des thrakischen heros equitans6Liapis, Vaios: „The Thracian Cult of Rhesus and the Heros Equitans“. In: Kernos 24 (2011), 95-104. war in der Bilderwelt der Antike, besonders in der Sepulkral- und Memorialkultur, nahezu omnipräsent und ermöglichte die Identifizierung des Heroischen anhand des beigeordneten Pferdes. In diesen Darstellungen symbolisierte das Tier „die Kraft des Heros und damit seine Fähigkeit, auf die Menschenwelt einzuwirken“7Voutiras: „Reiterheroen auf griechischen Weihreliefs“, 2010, 89., kurz: seine agency. Bei der Bestattung herausragender Persönlichkeiten in Heroa (Sg. Heroon, Grab- und Kultstätten für heroisierte Personen, oftmals Gründerfiguren), wurden seit den ‚Dunklen Jahrhunderten‘ auch Pferde geopfert und beigegeben – eine rituelle Praktik, die Parallelen zu heroischen Bestattungsritualen in antiken Epen aufweist, vornehmlich zum Begräbnis des Patroklos in der Ilias (Hom. Il. 23, 250-897).

Bei Homer wird die Exzeptionalität der Heroen häufig durch Pferdegleichnisse und -metaphern sowie Epitheta (etwa hippodamoio, „Pferdezähmer“ für Hektor, das letzte Wort der Ilias, Hom. Il. 24, 804) konstituiert. In anderen mythischen Stoffen veranschaulichen Pferde neben der heroischen Zähmung oftmals das Phänomen heroischer Transgression, so etwa der Sturz des Bellerophontes (Pind. I. 7,44ff.; Pind. O. 13,92) oder des Phaethon (Plat. Tim. 22c; Ov. met. 1,747–2,400). Die potenzierte Handlungsmacht, die der heros durch die Verbindung mit dem Pferd erlangt, wird so von der für die Antike charakteristischen Ambivalenz des Heroischen erfasst, das sich stets zwischen Menschlichem und Göttlichem, Heldenhaftigkeit und Hybris bewegt.8Gehrke, Hans-Joachim: „Der zwiespältige Held. Zur Ambivalenz des Heroismus im antiken Griechenland“. In: Meyer, Marion / von den Hoff, Ralf (Hg.): Helden wie sie. Übermensch – Vorbild – Kultfigur in der griechischen Antike. Freiburg 2010: Rombach, 39-54. Noch heute das bekannteste mythische Pferd ist Pegasos, das geflügelte Pferd (Apollod. bibl. 2,3,1-2; Paus. 2,4,1), das mit seinem Hufschlag den Felsen des Helikon zerschmettert und so die Hippokrene (‚Rossquelle‘) losgetreten haben soll, die dichterische Inspiration verleiht (Strab. 8,6,21). Im Frieden des Aristophanes fungiert es als Symbol für die als Hybris verspottete heroische Transgression, indem der Mistkäfer, auf dem Trygaios in den Olymp fliegt, mit ihm verglichen wird (Aristoph. Pax 76-77).

In der vom Prinzip der „Agonalität“ (Jacob Burckhardt) geprägten griechischen Kultur der Antike stellte das Pferd als „living status symbol“9Bell, Sinclair / Willekes, Carolyn: „Horse racing and chariot racing“. In: Campbell, Gordon Lindsay (Hg.): The Oxford Handbook of Animals in Classical Thought and Life. Oxford 2014: Oxford University Press, 478-490, 478. eine bedeutsame Grundlage für den Erwerb symbolischen Kapitals dar. Die in manchen Staaten verwendete Bezeichnung der Aristokratie als Stand der hippeis kodifiziert das Pferd als Distinktionsmerkmal und Zugangskriterium zu einer sozialen Elite, die sowohl militärische Führung als auch politische Herrschaft für sich beanspruchte und durch heroische Narrative und Performanz ihren Status perpetuieren konnte. Sie lässt sich neben der erforderlichen ökonomischen Potenz und der militärisch-politischen Relevanz, die Pferdebesitz mit sich brachte, auch erklären als Bezugnahme auf eine heroische Vergangenheit, etwa den ⟶homerischen Epen, in der die Heroen vermeintlich per Streitwagen zum Schlachtfeld gelangten.10Vgl. Lazenby, John F.: „hippeis“. In: The Oxford Classical Dictionary. Oxford / New York 1996: Oxford University Press, 708-709 Auch die Konventionen aristokratischer Namensgebung, bei der Hinweise auf Pferdehaltung oftmals Teil der Komposita waren (bspw. Hipparchos, Philippos)11Vgl. Hans-Joachim Gehrke / Helmuth Schneider (Hg.): Geschichte der Antike. Ein Studienbuch. Stuttgart / Weimar 2013: Metzler, 529., evozierten Exzeptionalität, wie Monumente der bildenden Kunst wie etwa das Parthenon-Fries des Pheidias in Athen symbolisch zeigen.

Im Rahmen der hippischen Agone, einer exklusiv aristokratischer Muße vorbehaltenen Betätigung, wurden nicht nur die siegreichen Besitzer ins kulturelle Gedächtnis überführt, sondern erstmals auch das Pferd Pherenikos, das durch die Nennung seines Namens in den Oden Pindars und Bakchylides’ (Pind. O. 1; Bakchyl. 5) großen Nachruhm erlangte.12Vgl. Henderson, W. J.: „A race-horse called Pherenikos“. In: Akroterion 56 (2011), 21-30. An diesem frühen Beispiel für individuelle Heroisierungsansätze des Pferdes erweist sich auch die herausragende Bedeutung der Dichtung als Medium heroischer Traditionsbildung.13Nicholson, Nigel James: Aristocracy and Athletics in Archaic and Classical Greece. Cambridge 2005: Cambridge University Press, 99: „What has made Perenicus the most famous racehorse in antiquity is that Pindar and Bacchylides named him.“ Vgl. als römisches Beispiel auch Mart. 10,9: Non sum Andraemone notior caballo.

Aus den Wechselwirkungen zwischen heroischer Personal- und Sozialfiguration ergab sich eine Interdependenz zwischen Individuum und Sozialverband, zwischen heros und Publikum. Xenophons Schriften etwa führen den performativen und agonalen Legitimations- und Repräsentationsbedarf der Elite vor Augen. Im Hipparchikos werden zu den Pflichten des Reiterführers neben Methoden zur Erlangung von Loyalität der Reitertruppe (Xen. hipp. 6) auch aufwändig inszenierte Umzüge und Manöver auf der Agora (hipp. 3) gezählt. In der Anabasis ist es Xenophon selbst, der, auf dem Pferd sitzend, von einem sich beklagenden Hopliten veranlasst wird, zur Bekräftigung seines exzeptionellen Status abzusteigen und zu Fuß in die Schlacht zu ziehen; durch seine Vorbildschaft (leading by example14Hutchinson, Godfrey: Xenophon and the Art of Command. London 2000: Greenhill Books, 60.) inspiriert er die Truppen zum Wetteifer um Ruhm und letztlich zum Sieg (Xen. an. 3,44-49). Das Pferd ist somit auch ein Nexus für Diskurse charismatischer Herrschaft und Gefolgschaft.

Primärer Schauplatz heroischer Betätigung von Pferd und heros war schon in der Antike der Krieg. Vergils Diktum vom bellator equus (Verg. G. 2, 145) zeugt vom umfassenden Zucht- und Trainingsregiment, dem das ursprüngliche Flucht- und Herdentier unterzogen wurde.15Vgl. Willekes, Carolyn: The Horse in the Ancient World. From Bucephalus to the Hippodrome. London / New York 2016: I.B. Tauris, 135-147. Dass der Kriegsdienst zu Pferde starke episch-heroische Konnotationen mit sich führte, kann auch an ablehnenden und spöttischen Reflexen in der elegischen Dichtung festgemacht werden, bspw. bei Sappho (Fr. 16 Lobel-Page, 1-4) oder Ovid (am. 3, 2). Während die Reiterei in vorhellenistischer Zeit vergleichsweise geringe militärische Bedeutung hatte, wurde sie unter Alexander dem Großen und seinen Nachfolgern erheblich aufgewertet und bisweilen sogar schlachtentscheidend. Die Folgen für die Inszenierung des Heroischen waren weitreichend: Mit zunehmender Bedeutung des Triumphes als herrscherlicher Repräsentationsform16Vgl. Gehrke, Hans-Joachim: Geschichte des Hellenismus. München 2008: Oldenbourg, 170-171. avancierte die Darstellung des Herrschers zu Pferde, wie etwa im Alexandermosaik von Pompeii, zum ikonographischen Paradigma des Herrscherbildes (Abb. 1); die imitatio heroica der Nachfolger war mithin stets eine imitatio Alexandri. Alexanders Pferd Bukephalos, durch dessen Zähmung (Plut. Alex. 6) er sich heroischen Status erwarb, wurde neben der Stadtgründung in seinem Namen auch selbst Objekt einer Legende. (Abb. 2) Alexanders besondere Beziehung zu Bukephalos ist präfigurativ für die Aufwertung des Pferdes vom Nutztier zum Gefährten und hatte auf die vom Menschen losgelöste Heroisierung des einzelnen Pferdes entscheidenden Einfluss.

Die römische Kultur transferierte und adaptierte die Reiterei und insbesondere das ⟶Reiterstandbild17Vgl. Bergemann, Johannes: „Virtus. Antike Reiterstatuen als politische und gesellschaftliche Monumente“. In: Poeschke, Joachim / Weigel, Thomas / Kusch-Arnhold, Britta (Hg.): Praemium Virtutis III. Reiterstandbilder von der Antike bis zum Klassizismus. Münster 2008: Rhema, 13-29. aus dem griechischen Kulturkreis.18Für eine Gesamtdarstellung vgl. Junkelmann, Marcus: Die Reiter Roms. Band I: Reise, Jagd, Triumph und Circusrennen. Mainz 1990: von Zabern; Band II: Reitweise und militärischer Einsatz. Mainz 1991: von Zabern; Band III: Zubehör, Reitweise, Bewaffnung, Mainz 1992: von Zabern. Auch die Römer hatten legendäre Reiterhelden wie etwa Publius Decimus Mus, dessen Selbstopfer zu Pferde in der Schlacht am Vesuv (339 v. Chr.) ihm nach Livius eine heroische Aura verliehen habe, welche die Feinde in Schrecken versetzt und die Truppen zum Sieg in der schon verloren geglaubten Schlacht inspiriert habe (Liv. Ab urbe condita 8,9).

Besondere Funktion hatte das Pferd bei Triumphzügen, wo es den Wagen des Triumphators, oftmals eine Quadriga, zog und so an der Heroisierung des siegreichen Imperators teilhatte. Ein bedeutendes Zeugnis römischer Pferdeverehrung ist das (in seiner Echtheit umstrittene) Grabgedicht Hadrians auf sein Jagdpferd Borysthenes19Duff, John Wight: Minor Latin poets. London 1935 [Nachdr. 1982]: Heinemann, 446., in dem er dessen heroischen Qualitäten hervorhebt.

2.2.2. Mittelalter

Wie in der Antike führte auch im europäischen Mittelalter die Verbindung des Reiters mit dem Militärischen zur heroischen Bedeutung des Pferdes. Die kriegführende Elite des Mittelalters war Teil des Ritterstandes oder aber auf diesen angewiesen, und ein Ritter ohne Pferd war aus status- und kriegstechnischen Gründen bis ins Spätmittelalter undenkbar. Da sich – von den christlichen Märtyrern abgesehen – der Großteil der mittelalterlichen Helden aus den Kreisen des Rittertums speiste, wurde das Pferd zu einem Erkennungsmerkmal des Heroischen.

In der mittelalterlichen Literatur spiegelt sich diese Funktion. Vornehmlich in Epen und höfischen Romanen, die auch die Selbstentwürfe ihres höfischen Publikums verarbeiten, sind Ritter die Heldenfiguren, ihre Waffentaten zu Pferde wesentliche Bestandteile der Handlung. Kriegs-, Turnier- und Jagdszenen sind oftmals ausführlich, detailgenau und eindrücklich beschrieben, was die Faszination des heroischen Rittertums beweist. (Abb. 3–5) So bot die Bezugnahme auf ritterlich-heroische Symbole wie dem Pferd aus der (Helden-)literatur durch eine imitatio heroica in der Lebenswirklichkeit den mittelalterlichen Zeitgenossen die Möglichkeit einer Heroisierung des Rittertums.

Doch nicht nur in der Literatur bildete das Pferd ein heroisches Attribut des Ritters. Im Mittelalter wurde das Pferd als Helden- und Statussymbol auch in der Ikonographie und der Memoria in Form von Reiterbildern zunehmend präsenter. Während sich in Frankreich im Früh- und Hochmittelalter nur wenige Reiterstandbilder finden, erste Reiterreliefs erst aus dem 11. und 12. Jahrhundert datieren lassen, bilden im deutschsprachigen Raum die königlich-kaiserlichen Reiterbilder in Bamberg und Magdeburg erste Belege für die Attributfunktion des Pferdes. (Abb. 6–7) Das Pferd als Statussymbol des Herrschers wurde vom niederen Adel adaptiert, der das Reiterbild beispielsweise in Emblemen – etwa in Form von Grabmälern und Siegeln – verwendete, um seinen ritterlichen Stand augenfällig zu demonstrieren.20Beuing, Raphael. Reiterbilder der Frührenaissance. Monument und Memoria. Münster 2010: Rhema: 32-33, 38.

Die Bedeutung des Pferdes als heroisches Attribut für Krieger, Ritter und Feldherren hängt auch mit der Entwicklung der Militärtaktik und Kriegsführung über die Jahrhunderte zusammen. Im Mittelalter galten die Ritter als effektivste Kampfeinheit. Da es sich bei ihnen um eine adlige Kriegerkaste handelte, war das Kriegspferd zugleich ein Statussymbol, nicht zuletzt wegen seiner Exklusivität: Ein hochwertiges Kriegspferd war ebenso teuer in der Anschaffung wie im Unterhalt. Zudem mussten Ritter noch weitere Reittiere besitzen, da das eigentliche Kriegspferd erst in der Schlacht bestiegen wurde, um seine Kräfte zu schonen. Hinzu kamen Panzerung und Ausrüstung des Tiers und die Verpflegung und Unterbringung in Kriegs- und in Friedenszeiten. Auch die Tatsache, dass Kriegspferde speziell für den Kampf gezüchtet wurden, trug zur attributiven Funktion bei, ebenso wie das notwendige Training, um ein solches Pferd adäquat handhaben zu können. Nur Personen mit viel Zeit und Vermögen konnten sich eine solche Ausbildung leisten – der Umgang mit (Kriegs-)Pferden war üblicherweise Teil der adligen Erziehung vom Knappen zum Ritter. Die repräsentative Funktion des Kriegspferdes für den Adel lässt sich daran erkennen, dass das Kriegspferd bis zum Ende der Frühen Neuzeit ein Standessymbol blieb, selbst nachdem die Reiterei seit der Goldensporenschlacht 1302 gegenüber den Fußkämpfern an militärischer Bedeutung verloren hatte.21Siehe dazu auch den ausführlichen Artikel von Clauss, Martin: „Helden auf Hengsten. Das Kriegspferd als Statussymbol im Mittelalter“. In: Viator 42,1 (2011), 97-114.

Neben dem eigentlichen Kampfgeschehen in Schlachten und Kriegen boten Turniere für den Adel eine weitere Möglichkeit der heroischen Darstellung und Standesrepräsentation. Ritter konnten hier nicht nur ihr kämpferisches Geschick und ihre Fähigkeiten einem Publikum vorführen, sondern durch prunkvolles Auftreten in entsprechenden Rüstungen für Reiter und Pferd eindeutige Botschaften im Rahmen der symbolischen Kommunikation vermitteln. Das Turnier stellte in diesem Sinne eine Inszenierung der ritterlichen Lebensweise dar, inklusive der mittelalterlichen Geschlechterverhältnisse (etwa die Hofdame, die dem erfolgreichen Ritter ihre Gunst gewährt, oder der Kämpfer, der seinen Sieg einer bestimmten Dame widmet). In diesem höfisch-ritterlichen Ehrenkodex kam dem Pferd eine zentrale Bedeutung zu. So führte das bewusste Verletzen des gegnerischen Pferdes im Wettkampf zur Disqualifikation. Siegreiche Ritter konnten dagegen regelrechte Berühmtheit erlangen. So wurden auch Turnierpferde nicht selten mit ritterlich-kämpferischen Eigenschaften beschrieben. Durch solche Beschreibungen wurden Pferde nicht nur vermenschlicht, sondern selbst heroisiert, indem die heroischen Qualitäten des Reiters mit denen des Pferdes parallelisiert wurden. Eine solche Erhebung der Pferde über den bloßen Status eines heroischen Attributes ebnete den Weg für die Heroisierung späterer namhafter Kriegspferde der Frühen Neuzeit.

2.2.3. Frühe Neuzeit

Zu Beginn der Frühen Neuzeit orientierten sich Herrscher und Adlige noch verstärkt an den ritterlichen Heldenfiguren. Obschon nicht mehr auf dem Schlachtfeld – der Einsatz von schwerer Reiterei hatte im 15. Jahrhundert stetig an Bedeutung verloren, wie sich nicht zuletzt in der Schlacht von Azincourt 1415 gezeigt hatte – wurde die ritterliche Tradition dennoch in der höfischen Kultur fortgeführt. So inszenierte sich Kaiser Maximilian I. als „letzter Ritter“, und bester Turnierkämpfer. (Abb. 8) Sowohl das Turnierbuch Freydal als auch die beiden autofiktionalen Schriften Theuerdank (1517) und Der Weißkunig (1514) enthalten prächtige Illustrationen des Herrschers hoch zu Ross in heldischer Manier. (Abb. 9–11)

Die ritterliche Heroisierung von Adeligen bei Turnieren änderte sich 1559, nachdem König Heinrich II. von Frankreich bei einem Reitturnier sein Leben verloren hatte. Die Zweikämpfe mit Pferd und Lanze wurden in Frankreich in der Folge durch theatralisch organisierte Turniere ersetzt, in denen die Ritterlichkeit nicht mehr nur in Bezug auf Ausstattung und Gebaren, sondern auch die kämpferischen Handlungen nunmehr in Form symbolischer Handlungen vollzogen wurden. So organisierte Ludwig XIV. zwar noch 1662 ein solches Ritterschauspiel (Grand Carrousel), in welchem der König und die Edelleute in prächtigen Rüstungen auftraten, doch hatte sich mittlerweile die höfische Gesellschaftsstruktur verändert: Das Rittertum spielte zwar in der höfischen Tradition und Symbolik noch eine Rolle, doch hatte es mit der alltäglichen adligen Lebensweise immer weniger gemein.

Schon Anfang des 17. Jahrhunderts parodierte Miguel de Cervantes mit El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha (1605/1615) die im späten Mittelalter beliebten Heldenepen. In der Satire über das adelige Rittertum strebt der Antiheld Don Quixote danach, sein Leben nach den fiktiven und reißerischen Abenteuern der spätmittelalterlichen Ritterfiguren zu gestalten, um auf komische Weise zu scheitern. Neben der inadäquaten Ausrüstung macht auch sein Pferd wenig her: in Rosinante, einem alten, klapprigen Gaul, wird das ritterliche Streitross persifliert. Ihr kläglicher Zustand deheroisiert Reiter wie Pferd. Damit wird kontrastiv die Funktion des Pferdes als heroisches Attribut deutlich: Mit dem Reittier stieg und fiel der heroische Status des ritterlichen Helden.

Womöglich war es diese elementare Bedeutung im Heroisierungsprozess, die das Pferd als heldisches Attribut über die Zeit des Rittertums hinweg funktionalisierbar machte. Als Symbol vergangener, ritterlicher Traditionen – der Rückgriff auf Heldenfigurationen früherer Epochen war für den Adel und sein dynastisches Geschichtsverständnis ein zentrales Repräsentationsmittel –, konnte es nicht nur als ständisches Identifikationsmerkmal dienen, sondern auch wegen seines zwar stetig abnehmenden, aber bis ins 20. Jahrhundert bestehenden militärischen Einsatzes von konkurrierenden Schichten übernommen werden.

So stellten englische Kaufleute und wohlhabende Yeomen im 17. Jahrhundert Pferde für Kriege zu Verfügung, auch wenn sie selbst gar nicht am Kampfgeschehen teilnahmen. Diese „Spenden“ wurden vom englischen Parlament als Zustimmung der Bevölkerung zu den Kriegsgründen gesehen, sodass ein Kriegspferd auf die patriotische Gesinnung seines Besitzers rückschließen ließ. Damit distanzierten sich die Kaufleute und Freisassen von der einfachen Bevölkerung, zugleich büßte das Kriegspferd die Funktion eines Distinktionsmerkmals des Adels ein.22Robinson, Gavin: „Image and Reality. Upper Class Perceptions of the Horse in Early Modern England“. In: Edwards, Peter / Enenkel, Karl A.E. / Graham, Elspeth (Hg.): The Horse as Cultural Icon. The Real and Symbolic Horse in the Early Modern World. Leiden 2012: Brill, 351-376, 362.

Hierin lässt sich ein Konflikt erkennen, der sich auch in anderen europäischen Ländern und zwei Jahrhunderte später wiederfinden lässt, ja sogar noch zuspitzte. Denn die adlige Standesrepräsentation stützte sich nicht nur im Militär und zu gesellschaftlichen Repräsentationszwecken auf das Pferd. So bildete die Reitkunst schon seit dem Mittelalter einen wesentlichen Bestandteil der adligen Erziehung, und das Brillieren bei Turnieren oder in der sogenannten manège galt als exklusives Zeichen der dem Adelsstand angeblich angeborenen Grazie und Nonchalance. Als Standardrepertoire des Hofmanns und später des Gentilhomme gehörte das Reiten zum männlich-adligen Habitus. Hier gingen die Inszenierung heroischer Qualitäten sowohl des Pferdes als auch des Reiters Hand in Hand.

Die Übernahme adligen Verhaltens und adliger Repräsentationsformen durch Mitglieder des Bürgertums erfasste auch das Militär: Aufgrund ihrer Nähe zum Adel galt die Kavallerie selbst im 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts noch als prestigeträchtigste Militäreinheit.23Die Kavallerie wurde auch in den Napoleonischen Kriegen noch nutzvoll eingesetzt und zwar vor allem dann, wenn sie die Infanterie sinnvoll unterstützte. Olms, Georg: Pferde unter dem Doppeladler. Das Pferd als Kulturträger im Reiche der Habsburger. Hildesheim 2002: Olms-Presse, 78. Zur Entwicklung der Kavallerie in der Frühen Neuzeit siehe Gless, Karlheinz: Das Pferd im Militärwesen. Berlin: Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, 1989, 82-101. Mit einer Aura von Wohlstand und elitärer Standeszugehörigkeit erfreute sie sich zunehmender Beliebtheit bei Mitgliedern des Bürgertums, die sich zum einen dem Adel annäherten, zum anderen aber als eigenständige Gesellschaftsschicht Bedeutung erlangten. Es ist bezeichnend, dass Robespierre am Tag seines Sturzes, am 27. Juli 1794, die Aufforderung eines Vertrauten, er solle aufs Pferd steigen, ablehnt mit den Worten: „Je ne sais pas monter à cheval“ – er lehnte das monarchische Symbol als Attribut ab. Mit der Französischen Revolution scheint eine ‚Demokratisierung‘ des Heroischen in Kraft zu treten, welche eine heroische Darstellung auch für die niedrigeren Militärränge ermöglichte. In Preußen wurde diese Entwicklung nach der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt 1806/07 sowie in den Befreiungskriegen 1813–1815 deutlich. Die Niederlagen Preußens von 1806/07 wurden dem damals ausschließlich adligen Offizierskorps zugeschrieben. Die darauf folgenden Militärreformen öffneten die Offizierslaufbahn für Mitglieder des Bürgertums, von denen einige nun die Möglichkeit sahen, die Verteidigung des Vaterlandes nicht nur dem Adel zu überlassen.

Diese Geisteshaltung, die weitläufig in studentischen Kreisen und in den Turnerbewegungen verbreitet war, verschärfte sich 1813 mit dem Aufruf König Wilhelms III. „An mein Volk“. Die bedeutende Anzahl an Freiwilligen-Regimentern, die sich daraufhin bildeten, enthielten oftmals diverse Kavallerieeinheiten, von Husaren über Ulanen bis hin zu Dragonern, die junge bürgerliche Militärs anzogen. Die berühmtesten unter ihnen – die Schwarze Schar und das Lützowsche Freikorps – erfreuten sich auch noch hundert Jahre danach einer eindrücklichen Heroisierung, wie die folgenden Postkarten zeigen. (Abb. 12–16)

Abgebildet ist „Lützow’s wilde Jagd“, ein sechsstrophiges Gedicht des berühmten Lützower Jägers Theodor Körner von 1813, das im Jahr darauf von Carl Maria von Weber vertont wurde und zu einem beliebten Soldatenlied avancierte.24Interessanterweise wird in Körners Gedicht nicht direkt deutlich, dass die Soldaten auf Pferden reiten. Sie sind nur schnell unterwegs. Dass sie reiten wird nicht explizit erwähnt. Die jeweiligen Posen und Gesichtsausdrücke der Soldaten lassen die Mitglieder des Freikorps wie mutige und kampfbereite Krieger erscheinen, die weder vor einer Niederlage noch dem Tod zurückschrecken. Diese traditionellen Elemente ritterlichen Heldentums wurden hier auf die größtenteils bürgerlichen Reiter des Freiwilligenregimentes übertragen. Auch wenn die Lützower Freiwilligen im realen Kampfgeschehen nicht sehr erfolgreich waren, zeichnete sich gerade dieses Militärkorps durch eine extrem präsente und stetig aufgegriffene Heroisierung im Laufe des 19. Jahrhundert aus, die sie zum Symbol der deutschen Patrioten der Befreiungskriege aufsteigen ließ.

Pferd und Reiter führten allerdings noch immer den Nimbus des Elitären mit sich, der durch die zunehmende Unzeitgemäßheit der Tätigkeit noch intensiviert wurde. Dies kann man etwa der 1870 gegründeten Zeitschrift Das Cavallerie-Pferd entnehmen, in deren erster Ausgabe der Herausgeber im Vorwort urteilt „Von allen Kriegswerkzeugen ist der Mensch zu Pferde das erste und vollkommenste“25Das Cavallerie-Pferd. Zeitung für Geschichte und Taktik der Cavallerie, Zucht, Pflege und Veredelung des Kriegspferdes, seine Krankheiten und die Reitkunst. 1.1.1870, 1. – und das zu einem Zeitpunkt, als der Einsatz von Kriegspferden im Kampf bereits als Zeichen einer rückständigen Kriegsführung galt. In einem anschließenden Artikel der gleichen Ausgabe heißt es „[Der alte Cavallerie-Officier] vertheidigt deshalb eine Waffengattung, mit welcher man grosse Dinge vollbracht hat, die jedoch nur von Kriegsmännern von grossem Massstabe und umfassendem Blick begriffen wurde.“26Das Cavallerie-Pferd, 1870, 4.

Doch beschränkte sich die Rolle des Pferdes im Heroisierungsprozess nicht nur auf die Funktion eines heroischen Attributes. In einigen Fällen konnten Kriegspferde selbst zu Helden werden. Ihre Heroisierung erfolgte oft in Anlehnung an ihre berühmten Reiter. Die enge Verbindung zwischen Kriegspferd und siegreichem Feldherren ließ die beiden als heroische Einheit auftreten. Über Copenhagen, das Kriegspferd des Feldmarschalls Wellington, welches er während der Schlacht von Waterloo (1815) ritt, wurde z. B. berichtet, dass es sich nur von demselben wirklich gut führen ließ – ein heroischer Topos, der an die Geschichte von Alexander dem Großen und seinem legendären Ross Bukephalos anknüpft. Dabei scheint das Verhältnis zwischen Wellington und seinem Pferd der Romantisierung des 19. Jahrhunderts anheimgefallen zu sein, denn die Reaktionen Copenhagens wurden in Zeitungsartikeln des frühen 20. Jahrhunderts zunehmend vermenschlicht. (Abb. 17) Neben der Zuschreibung von heldischen Qualitäten wie Durchhaltevermögen, Mut und Ausdauer wurde Kriegspferden zuweilen auch ein reflektierendes Bewusstsein und Intelligenz zugeschrieben. So avancierten Pferde in den Kriegserinnerungen von Soldaten zu Rettern und Kameraden, was sie auf eine Ebene mit menschlichen Helden stellte. Diese Annäherung tierischer und menschlicher Helden reichte bis zur kultischen Verehrung: Berühmte Pferde wie Copenhagen oder Marengo wurden nach ihrem Tod zu militärischen Ikonen stilisiert. Neben Begräbnissen mit allen militärischen Ehrungen und Grabmälern mit Inschriften entstanden auch Objekte der materiellen Erinnerung. (Abb. 18–19) So wurde Marengos Huf nach seinem Tod in eine Schnupftabakdose umgewandelt, Copenhagens Huf zu einem Tintenfass verarbeitet. Zudem wurden aus seiner Mähne und seinem Schweif Armbänder und Ketten gefertigt, die von Damen der höheren Gesellschaft getragen wurden.27Minelli, Kelly: „‚God’s humbler instrument of meaner clay, must share the honours of that glorious day‘. Die Heroisierung von Kriegspferden und ihre Funktion im Hinblick auf Heroisierungsprozesse in der militärischen Erinnerungskultur der Napoleonischen Kriege im 19. Jahrhundert“. In: helden. heroes. héros. E-Journal zu Kulturen des Heroischen 3 (2018), 27-40. DOI: 10.6094/helden.heroes.heros./2018/A/04.

2.2.4. Moderne

Zu Beginn der Moderne fällt ein neuer, humanisierender Blick auf das Tier. Zur Aufwertung und Heroisierung des Pferdes trug die Gründung des „Blue Cross Fund“ im Jahre 1897 in England bei, eines Tierschutzvereins, der sich insbesondere für die Versorgung verletzter Kriegspferde engagierte und durch systematische Pferdelazarette für Transport, Pflege und Behandlung kranker und verletzter Tiere sorgte. Die Sympathie für die leidende Kreatur um 1900 ist auch anekdotisch beglaubigt. So soll Friedrich Nietzsche im Januar 1889 das von einem Kutscher malträtierte Zugpferd einer Mietkutsche umarmt haben, um der leidenden Kreatur seine Anteilnahme zu bezeugen. Auch die politisch motivierte heroisierende Empathie für die Kreatur gehört in diesen Kontext, repräsentierten doch die millionenfach im Ersten Weltkrieg geopferten Pferde für Pazifisten und Kommunisten den Irrsinn des modernen Krieges. Die Verlagerung des Interesses vom Reiter auf das Pferd bezeugt ein Gefängnisbrief von Rosa Luxemburg, in dem sie bei einem Reiterporträt von „Tizian […] von dem Pferd noch mehr überwältigt [ist] als von dem Reiter, so viel wahrhaft königliche Macht und Vornehmheit in einem Tier ausgedrückt, hätte ich nicht für möglich gehalten“.28Luxemburg, Rosa: Briefe aus dem Gefängnis, Kap. 20, s.d. 24.3.1918.

In diesem Sinne ging im 19. und 20. Jahrhundert mit dem Beginn der modernen Kriegsführung ein Funktionswandel des Pferdes einher. Konfrontiert mit den für Pferd und Reiter gleichermaßen erschütternden Erfahrungen der modernen Kriegführung, wurde das Pferd vom Reittier zum Gefährten aufgewertet. Mit zunehmender Unzeitgemäßheit gewannen andere Formen heroischer Konfiguration größeres Wirkungspotential. Noch bis zum Zweiten Weltkrieg spielten Pferde für die Kriegsführung eine wichtige Rolle. Für den militärischen Einsatz wurden sie wie Soldaten vorbereitet: Sie wurden gemustert und nach spezifischen Dienstvorschriften systematisch ausgebildet, bevor sie als fünfjährige „Remonten“ an den Waffengebrauch gewöhnt und als „truppensichere Soldaten“ verwendet wurden.29Ebers, Sybill (Hg.): Pferd und Krieg. Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung. Köln 2014: Der Kurier, 32. Die militärische Reitausbildung wurde in internationalen Turnieren, militärischen und sportlichen Wettkämpfen kompetitiv erprobt. Im Jahre 1933 gewann die deutsche Equipe zum dritten Mal die von Mussolini gestiftete Coppa d’oro, den seinerzeit anspruchsvollsten Nationenpreis überhaupt, einen Triumph, den die deutschen Reiter bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 wiederholten. Zu den erfolgreichen Reitern gehört Hermann von Nagel, der seinen Siegerschimmel Wotan, neben der „Wunderstute“ Tara das erfolgreichste Springpferd Deutschlands, im Jahre 1933 Adolf Hitler zur Machtergreifung schenkte. In seiner Antwort vom 27. Mai 1933 würdigt Hitler zwar Wotan als „Stolz der deutschen Nation“, nimmt aber in „Erkenntnis des Wertes dieses einzigartigen Pferdes und seiner nationalen deutschen Aufgabe“ das großzügige Geschenk nicht an.30Arnold, Dietbert: Pferdewirtprüfung [Bd. 7]: History. Bremen 2013: Books on Demand, 103-106.

Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 war die Kavallerie hingegen wohl noch kriegsentscheidend.31Krüger, Arnd: „A Horse Breeder’s Perspective. Scientific Racism in Germany. 1870–1933“. In: Finzsch, Norbert / Schirmer, Dietmar (Hg.): Identity and Intolerance. Nationalism, Racism, and Xenophobia in Germany and the United States. Cambridge 1998: Cambridge University Press. Durch den stärkeren Einsatz gut ausgebildeter Pferde waren die deutschen Truppen beweglicher und schneller als die französischen, auch wenn im Verlauf des Krieges zwei Drittel aller mobilisierten deutschen Pferde zu Tode kamen. Literatur, Kunst und Malerei bekräftigen die Bedeutung der Kavallerie für den Kriegsverlauf. In diesen bildkünstlerischen Darstellungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts schwingt im Pferd noch der traditionelle Symbolgehalt des Siegers mit. Emil Hünten (1827–1902) etwa zeigt in seinem Gemälde Gefecht zwischen preußischen Ulanen und französischen Infanteriesoldaten die Überlegenheit der deutschen Reiterei gegenüber den französischen Fußtruppen trotz deren besserer Bewaffnung. (Abb [27].)

Im Ersten Weltkrieg starben mehr Pferde als Menschen. Allein auf deutscher Seite waren mehr als drei Millionen Pferde im Einsatz, von denen wohl nur wenige überlebten, angeblich starben auf britischer Seite sogar acht Millionen Pferde.32Vgl. Butler, Simon: The War Horses. The Tragic Fate of a Million Horses in the First World War. Wellington 2011: Halsgrove, 101; vgl. Raulff: Das letzte Jahrhundert der Pferde, 2016, 120. Der Kriegseinsatz der Pferde war extrem. Der Widerspruch zwischen traditioneller Kavallerie und modernem Krieg zeigt sich im Gas- und Kampfstoffeinsatz. So trugen seit 1916 bei Giftgaseinsätzen Pferde spezielle Gasmasken, und im Zeitalter des Maschinengewehrs wurde die vormals oft schlachtenentscheidende Kavallerieattacke zum Selbstmordkommando. (Abb. 20) Dennoch galt der Reitertod selbst in dem industrialisierten und technisierten Krieg weiterhin als klassischer Heldentod. Das legimitationsideologische Konfliktpotential, das einer symbolträchtigen Figuration wie dem Heldentod zu Pferde innewohnt, zeigt paradigmatisch der erwogene „Königstod“ Kaiser Wilhelms II. Einen Tag, nachdem Reichskanzler Max von Baden die Abdankung Kaiser Wilhelms II. verkündet hatte, wählte dieser die Niederlande als Exil. Da die „Flucht nach Holland“ am 10. November 1918 sowohl bei Gegnern als auch Anhängern des Kaisers den Vorwurf der Desertion aufkommen ließ, forderten hohe Militärs den Kaiser vergeblich zum Kampf auf dem Schlachtfeld auf, um durch einen heroischen Reitertod die Monarchie als solche zu bewahren.33Vgl. Huber, Ernst Rudolf: Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789. Bd. 5: Weltkrieg, Revolution und Reichserneuerung: 1914–1919. Stuttgart 1992: Kohlhammer, 704. Im polnisch-russischen Krieg spielte die Kavallerie noch einmal eine entscheidende Rolle, bei Komarów kam es am 31. August 1920 zum vielleicht „letzten reinen Reitergefecht der europäischen Geschichte“.34Vgl. Raulff: Das letzte Jahrhundert der Pferde, 2016, 125-126.

Die entscheidende Funktion, welche die Kavallerie im Ersten Weltkrieg innehatte, konnte den sukzessiven Bedeutungsverlust von Pferden im Militär in der „Geschichte der Trennung“ (Raulff) nicht aufhalten. In dem gemäß Versailler Vertrag (1918) reduzierten deutschen Heer kam der Kavallerie zwar zunächst noch eine bedeutende Funktion zu, doch in Hitlers Modernisierung der Armee spielte das Pferd keine entscheidende Rolle mehr: Als Hitler im Jahre 1935 die drei Kavalleriedivisionen auflöste, entsprach er damit nur den militärischen Erfordernissen der Moderne35Vgl. Müller, Rolf-Dieter: Hitlers Wehrmacht: 1935 bis 1945. München 2012: Oldenbourg, 58., und dass Polen mit der Kavallerie gegen deutsche Panzer gekämpft hätten, ist eine Legende.36Vgl. Schenk, Dieter: Danzig 1930–1945. Das Ende einer Freien Stadt. Berlin 2013: Links, 109. Dennoch spielten auch im Zweiten Weltkrieg Pferde noch eine größere Rolle als bisweilen vermutet. So wurden allein auf deutscher Seite etwa 2.800.000 Pferde eingesetzt, von denen etwa 60%, vorrangig aus Erschöpfung, verendeten.37Vgl. Ebers: Pferd und Krieg, 2014, 40. Sie dienten vor allem als Transport- und Lastentiere. Gerade im Russlandfeldzug wurden sukzessive mehr Pferde eingesetzt und ab 1943 drei deutsche Kavallerie-Regimenter neu aufgebaut.38Vgl. Ebers: Pferd und Krieg, 2014, 51.

Im Krieg bildeten Mensch und Pferd eine Überlebensgemeinschaft. Das Pferd wurde zunehmend als gleichrangiger Partner repräsentiert, dessen heroischer Charakter sich besonders im gemeinsamen Ertragen von Leiden zeigte. Die oft enge emotionale Bindung von Soldaten zu ihrem Tier dokumentieren auch Kunstwerke. Ersichtlich wird, dass in der Moderne die Heroisierung von Pferden als eigenständigen Individuen erhebliche Konjunktur gewinnt. Die Mongolenstute Reckless, die unter extremen Bedingungen im Korea-Krieg zum Einsatz kam, ist eines der wenigen Kriegspferde im 20. Jahrhundert, die nicht nur wegen geduldigen Ertragens von Leiden, sondern vor allem aufgrund eigenständiger Taten heroisiert wurden. Reckless transportierte trotz zweimaliger Verwundung unermüdlich Munition an die Front und wurde 1959 zum Sergeant ernannt. Das Tier erhielt zu Lebzeiten viele bedeutende militärische Orden und Auszeichnungen (u. a. zwei Purple Hearts, Marine Corps Good Conduct Medal) und zählt noch heute zu Amerikas hochgeehrten Kriegshelden. 1997 wurde die Stute vom LIFE-Magazin zu den hundert „All-Time-Heroes“ gezählt, und 2013 durch ein Denkmal des Bildhauers Jocelyn Russell im Semper Fidelis Memorial Park des National Museum of the Marine Corps in San Clemente (California) in Quantico (Virginia) verewigt. (Abb. 21–22)

Waren in der Antike Pferde schon als Sieger im Agon heroisiert und verehrt worden, nahm diese Tendenz gerade in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu, als der Kriegseinsatz von Pferden seine Bedeutung eingebüßt hatte. Bereits 1959 wurde in Kiel eine von dem Bildhauer Hans Kock geformte lebensgroße Bronzestatue des Reitpferdes Meteor errichtet, mit dem der Springreiter Fritz Thiedemann olympische Medaillen und viele Titel gewann. Auf dem Steinblock findet sich lediglich in heroischen Majuskeln der Name „METEOR“; er steht für sich – kein Reiter, kein Zaumzeug, kein Sattel erinnern an die Funktion eines Reitpferdes. (Abb. 23) Bekanntestes Beispiel für die Umwidmung der Kriegerischen auf die kompetitiven Qualitäten im Reitsport ist die Hessenstute Halla (1945–1979). Unter dem Springreiter Hans Günter Winkler erlangte die als schwierig geltende Stute dreimal Olympiagold und gewann insgesamt 125 Springen. Mythische Berühmtheit erlangte sie 1956 bei den Olympischen Spielen in Stockholm, als sie den schwer verletzten Hans Günter Winkler im entscheidenden Umlauf, ohne vom Reiter gelenkt zu werden, fehlerlos über den Olympiaparcours trug und so entscheidend zur Goldmedaille in der Mannschaftswertung und in der Einzelwertung beitrug. (Abb. 24) Kurz darauf erschien ihre heroisierende Pferde-Biographie (Halla. Die Geschichte ihrer Laufbahn, 1960). In Warendorf, dem Sitz der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, wurde eine Straße nach Halla benannt und 1978 ihre lebensgroße Bronze-Plastik von dem Künstler Hans-Joachim Ihle vor dem Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei e.V. aufgestellt, die an die „Wunderstute“ erinnert. Ihr zu Ehren wurde zudem der Name ‚Halla‘ von der Fédération Équestre Nationale für andere Pferde gesperrt. Über alte Championatspferde „im Ruhestand“ berichtet die Deutsche Reiterliche Vereinigung unter dem Titel „Alte Helden“, was den heroischen Anspruch des Pferdesports verdeutlicht.39Vgl. https://www.pferd-aktuell.de/altehelden (Zugriff am 08.10.2018).

2.3. Medialität

2.3.1. Literatur (Moderne)

Literarisch dominieren in Tiererzählungen des 19. und 20. Jahrhunderts die von Menschen verursachten Leiden, welchen Pferde ausgesetzt sind und die sie heroisch ertragen. In ihrem erfolgreichen Roman Black Beauty: The Autobiography of a Horse (Black Beauty: Die Autobiografie eines Pferdes) (1877), angeblich eine „Übersetzung aus der Pferdesprache“, hat Anna Sewell (1820–1878) ein Pferd zum Helden und Ich-Erzähler gemacht. Durch die Sympathielenkung, die diese Erzählhaltung befördert, nimmt der Leser empathisch Anteil am Glück und Unglück des schwarzen Hengstes, der durch die Brutalität der Menschen fast zugrunde gerichtet wird, bis ihn sein einstiger Stalljunge wiederentdeckt und sich ein sentimentales Ende anbahnt. Auch in Leo N. Tolstojs Pferdegeschichte Der Leinwandmesser (1886) kommt das Pferd als Titelheld zur Sprache: Ein altes, zum Lasttier zugrunde gerittenes Husarenpferd erzählt seinen Artgenossen in fünf Nächten seine Leidensgeschichte, deren Erdulden ihn heroisch erscheinen lässt. Auch Carl Sternheim macht in der satirischen Erzählung Libussa. Des Kaisers Leibroß (1922) die Titelheldin, das Leibpferd Kaiser Wilhelms II., zur Erzählerin, aus deren Rede der Widerspruch heroischen Gebarens und feigen Verhaltens des Kaisers bloßgelegt wird. Als Libussa einen gemeinsamen Liebes- und Heldentod „unter ihm [Wilhelm] im Kugelregen“ erleben will, muss sie feststellen, dass sich der Kaiser ihrer Todesbereitschaft ängstlich und wütend widersetzt: „sie [strebt] den Explosionen zu, und alle Rufe und bittenden Haltschreie meines sich überkreischenden Reiters verhallten an meinen ganz verbohrten Ohren“.40Vgl. Beßlich, Barbara: „Kaiserliche Rosse, abgehalfterte Monarchen. Satirische und sentimentale Pferdeperspektiven auf imperiale Endzeiten in Carl Sternheims Libussa (1922) und Felix Saltens Florian (1933)“. In: Detering, Nicolas / Franzen, Johannes / Meid, Christopher (Hg.): Herrschaftserzählungen. Wilhelm II. in der Kulturgeschichte (1888–1933). Würzburg 2016: Ergon, 322-324.

Ernst Johannsen beschreibt in einem heute fast vergessenen pazifistischen Kriegsroman die Fronterinnerungen eines Pferdes (1929). Indem er das Leiden im Ersten Weltkrieg aus der Sicht eines Pferdes, des Arbeitspferds Liese, schildert, gewinnt durch die narrative Subjektivierung die Kreatur in ihrer Naivität und ihrem Unverständnis gegenüber dem Krieg den Heldenstatus eines unschuldigen Opfers.41Vgl. Murdoch, Brian: „Tierische Menschen und menschliche Tiere. Ernst Johannsen: Vier von der Infanterie und Fronterinnerungen eines Pferdes (1929)“. In: Schneider, Thomas F. / Wagener, Hannes (Hg.): Von Richthofen bis Remarque: Deutschsprachige Prosa zum I. Weltkrieg. Amsterdam / New York 2003: Rodpoi, 249-260.

Felix Saltens Tierroman Florian. Das Pferd des Kaisers (1933), verknüpft schließlich die Geschichte des Lipizzanerhengstes Florian mit dem Untergang der Habsburgermonarchie. Die Regierung und das Ende Kaisers Franz Joseph werden parallelisiert mit dem Leben Florians, der zunächst als „habsburgischer Prinz“ gerühmt wird, bevor er nach dem Ersten Weltkrieg als erschöpfter Fiakergaul endet.42Vgl. Gottstein, Michael: Felix Salten (1869–1945) – ein Schriftsteller der Wiener Moderne. Würzburg 2007: Ergon, 150; Beßlich: „Kaiserliche Rosse, abgehalfterte Monarchen“, 2016, 313-314. Als Heldengeschichte konzipiert hat General Jack Seely, Winston Churchills „heroic friend“, seine Erlebnisse mit dem Kriegspferd „Warrior“ im Ersten Weltkrieg. Sein faktualer Bericht My Horse Warrior: The Amazing Story of a Real War Horse (1934)43Seely, Jack: Warrior. The Amazing Story of a Real War Horse. Compton 2011: Raceform. erzählt, wie das Kriegspferd und er fünf Jahre im Kugel- und Bombenhagel an der Westfront überlebten, wo Seely die kanadische Kavallerie kommandierte. Sie kehrten gemeinsam unversehrt aus dem Krieg zurück. Warrior starb im Jahr 1938, nach Erscheinen der literarischen Hommage. Im Zweiten Weltkrieg wurde Warrior noch gefeiert als „Horse the Germans Could Not Kill“ (Evening Standard, 4.4.1941).

Eher als Untergangsgeschichte ist dagegen Georg Orwells Animal Farm (1945) gestaltet, seine dystopische Abrechung mit dem russischen Kommunismus. Als die Schweine die Macht in der ‚Farm der Tiere‘ übernehmen, arbeitet das alte Zugpferd Boxer noch härter, um die neue Windmühle noch vor seiner „Pensionierung“ fertigzustellen. Für seinen enormen Einsatz erhält Boxer auch den neu gestifteten militärischen Verdienstorden: Animal Hero, First Class. Doch gehen die neuen Machthaber mit dem so heroisierten Pferd undankbar um: als Boxer bei einem Unglück schwer verletzt wird, wird er nur vorgeblich ins Krankenhaus, tatsächlich aber zum Abdecker gebracht, um noch Geld aus dem Tierkadaver herauszuschlagen.

Auch in der Nachkriegszeit wurden gerade in der Populärkultur Pferde immer wieder heroisiert. Die Heroisierungen von Pferden lassen sich typologisch in zwei Gruppen einteilen. Zum einen liegt als Konstellation meist die Freundschaft mit einem jungen Menschen zugrunde. Das kann, wie im Falle von Michael Morpurgos Jugendbuch und Bestseller War Horse (1984), die affektive Bindung eines Farmersohns zu dem Halbblut Joey sein, das nach widrigen Erfahrungen und heroischen Leistungen im Ersten Weltkrieg als „Wunderpferd“ wieder zu seinem früheren Herrn zurückfindet; die heroische Tendenz des Plots hat Steven Spielberg in seiner Verfilmung von War Horse (2011, dt. Gefährten) noch sentimental intensiviert. Diese Figuration prägt auch den Adoleszenzroman Coal Black Horse (2007, dt. Der Glanzrappe [2008]) von Robert Olmstead (*1954). Er schildert, wie ein vierzehnjähriger Junge im amerikanischen Bürgerkrieg auf dem titelgebenden Pferd seinen Vater sucht und die Gräuel des Krieges erlebt. Das Pferd gewinnt in diesem Roman mythischen Charakter und ist nicht zufällig Titelheld.

Die zweite typische Konstellation ist die Figuration eines unzähmbaren Pferdes, das schließlich aber doch von einem Menschen gezähmt wird, mit dem es gemeinsam eine Einheit bildet, die sich in Gefahren so bewährt, dass Pferd und Reiter als Dyade heroisiert und verehrt werden. Diese Figuration hat eine lange Tradition. Sie reicht von Alexander dem Großen über das „Heymonskind“ Reinold, der erst am unbezwingbaren Pferd Bayart scheitert, bevor er es zähmt, sodass sie beide eine Einheit bilden (Ludwig Tieck: Heymonskinder). Als Reinold sein Pferd als Friedenspfand für König Carl opfern muss und dieser es ertränkt, entsagt Reinhold der Welt und wird Eremit. Ein modernes Beispiel für diese Figuration ist Fury, Stallion of Broken Wheel Ranch (1959) von Albert G. Miller, der erste Roman einer mehrteiligen Jugendbuchreihe, die verschiedene Autoren verfasst haben. Die Fury-Bücher sind die wohl bekanntesten Pferderomane des 20. Jahrhunderts. Denn sie bilden die Vorlage zu der vielteiligen gleichnamigen Fernsehserie Fury aus den 50er- und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Erzählt wird die Geschichte eines schwarzen Mustanghengstes, den der Waisenjunge Joey Newton zähmt und der mit ihm eine fast symbiotische Beziehung eingeht. Das Pferd versteht den Jungen, hilft ihm in allen Notlagen, und erweist sich menschlicher als viele moralisch defizitäre Mitmenschen.

2.3.2. Kunst

Die bildende Kunst hatte einen großen Anteil an den Heroisierungen des Pferdes. In Schlacht-, Kampf- und Jagdszenen spielen die Pferde seit der Antike eine bedeutsame Rolle und wirken so an den Heroisierungsprozessen wesentlich mit. Neben den Reiterdarstellungen (Mark Aurel) gibt es auch in der Antike schon bildkünstlerische Darstellungen von Pferden, die durchaus heroisierende Funktionen haben. Die berühmteste, freilich nur literarisch überlieferte Pferde-Skulptur ist das Trojanische Pferd. Es soll Homer zufolge (Od. 8,492–495) von dem griechischen Helden Epeios geschaffen worden und von den Griechen, die einen Abzug vortäuschten, vor den Toren Trojas aufgestellt worden sein. In dem Bauch des gigantischen Pferdes hielten sich griechische Elitesoldaten, unter ihnen Odysseus, versteckt, die nachts, nachdem die Trojaner das Pferd in ihre Stadt gezogen hatten, die Tore Trojas für ihr Heer öffneten. Diese Kriegslist entschied den Kampf um Troja. Trotz der symbolischen Bedeutung des Trojanischen Pferdes sind nur erstaunlich wenige bildliche Darstellungen überliefert. Die früheste Darstellung findet sich auf einem mykenischen Reliefpithos aus dem 7. Jh. v. Chr.

Eine zentrale Position nimmt in der griechischen Mythologie neben den halbmenschlichen Pferden, den Kentauren, das Pegasus ein. Es gilt, da es die Musenquelle Hippokrene losgetreten hat, auch als „Dichterross“. In dieser kulturheroischen Funktion wurde es bis in die Neuzeit bildkünstlerisch immer wieder dargestellt und verehrt. Aus der römischen Antike sind ebenfalls Pferdeverehrungen überliefert. So wollte Kaiser Caligula sein Lieblingspferd Incitatus zum Konsul machen und stattete es mit wertvollen Kunstgegenständen (Sattel und Zaumzeug) aus. In der Spätantike zeigt sich die Verehrung für Pferde darin, dass etwa die Alamannen ihren ranghöchsten Führern Pferde mit ins Grab gaben. Eine kultische Verehrung ist auch für die Maya bezeugt, die das Pferd überhaupt erst durch die spanischen Eroberer kennenlernten. Als im 17. Jahrhundert die spanischen Missionare Fray Juan de Orbita und Fray Bartolomé zu den Itzá-Maya kamen, entdeckten sie in einem Tempel eine steinerne und lebensgroße Nachbildung des Pferdes, die von den Itzá als „Tzimin Chaak“, als „Pferd des Donners“, verehrt wurde.

Auch in der chinesischen Kunst spielt das Pferd eine wichtige Rolle. So ziert das Grab des erfolgreichen chinesischen Feldherrn Huo Qubing († 117 v. Chr.) aus der Han-Dynastie ein massiges, reiterloses Pferd, das einen Xiongnu-Barbaren niedertrampelt. Das sogenannte ‚Fliegende Pferd‘, eine Bronze-Skulptur aus der Han-Dynastie, feiert die Geschwindigkeit der Tiere, indem es den einzigen Huf, der die Erde berührt, auf einer Schwalbe placiert. Die Heroisierung der Pferde zeigt sich auch in den sogenannten Taizong-Pferden, sechs Steinreliefs von 649 n. Chr., die das Grab von Taizong, des zweiten Kaisers der Tang-Dynastie in Xi’an schmücken. Jedes Relief bildet ein Pferd ab, das der Kaiser bei entscheidenden Schlachten ritt, als er China zu einigen suchte. Während fünf Reliefs jeweils nur ein Pferd darstellen, zeigt ein Relief ein verwundetes Pferd. Dargestellt ist hier das Pferd Saluzi (‚Herbst‘), das der Kaiser 621 während der Belagerung der östlichen Hauptstadt Luoyang ritt und das von einem gegnerischen Pfeil getroffen wurde. Das Relief hält den Moment fest, in dem der kaiserliche General Qiu Xinggong den Pfeil aus dem Pferd zieht, das die Schmerzen stoisch hinnimmt. Eine entsprechende Verehrung von Pferden findet sich auch im europäischen Adel des Spätmittelalters und in der Renaissance. Eines der eindrucksvollsten Zeugnisse einer bildkünstlerischen Pferde-Heroisierung ist die Sala dei Cavalli im Palazzo del Te bei Mantova, die Giulio Romano zwischen 1526 und 1528 freskiert hat. Sie zeigt sechs Lieblingspferde des Herzogs Vincenzo Gonzaga, deren Namen Bataglia (‚Schlacht‘) oder Glorioso (‚Ruhmreich‘) die heroische Qualität der dargestellten Pferde betonen. Im 17. Jahrhundert hatte die Pferdemalerei Konjunktur, einer der wichtigsten Vertreter war Philips Wouwermann, dessen detailgetreue Wiedergabe der Pferderassen legendär war. (Abb. 25–27) Allerdings beschränkt sich seine Heroisierung des Pferdes weitgehend auf die Schlachtengemälde wie etwa die Große Schlacht der Kavallerie und Infanterie (1650/60). Als deutscher Nachfolger wurde in der Goethezeit Johann Georg Pforr (1745–1798) erachtet, der Pferde durch ihre Teilnahme an Jagden oder in ihrer kraftvollen Schönheit über die menschlichen Assistenzfiguren stellte.

Die Verlagerung vom militärischen Zweck auf den sportlichen Erfolg vollzog sich schon früh. Rennpferde wurden bereits im 18. Jahrhundert heroisiert und in Gemälden verewigt. George Stubbs (1724–1806) malte das ungeschlagene Rennpferd „Eclipse“ mit Besitzer und Jockey. Das Pferd nimmt mit seiner Längsseite zwei Drittel des Querformats ein und erhöht in seiner Präsenz die wie Assistenzfiguren wirkenden Menschen. Das Honorar für sein Gemälde des Rennpferdes „Hambletonian“ erhielt Stubbs erst nach einem Gerichtsurteil. Der Besitzer war unzufrieden mit der empathischen Darstellung des vom Rennen erschöpften Pferdes, das ein Pferdeknecht noch trocknet, während es der Eigentümer stolz am Zügel fasst.

In der Neuzeit finden sich zahlreiche Pferdedarstellungen – mit und ohne Reiter. Vor allem die Kunst des 19. Jahrhunderts hat die Eleganz und den Mut der Pferde für anthropomorphisierende Darstellungen genutzt. So verdankt das berühmte Gemälde von Jacques-Louis David, das Napoleon Bonaparte beim Überschreiten der Alpen vor dem Großen Sankt Bernhard zeigt, seine heroische Bedeutung ebenso sehr dem sich aufbäumenden Pferd wie dem Reiter. (Abb. 28) Herausragender Pferdemaler des 19. Jahrhunderts ist Eugène Delacroix. Er stellt Pferde in heroischen Posen dar, und hat Pferde als Bedeutungsträger des Heroischen sowohl in literarischen Gemälden wie Clorinda befreit Olindo und Sophronia (1856) nach Tassos Gerusalemme Liberata eingesetzt als auch in Historiengemälden, wie der Schlacht von Taillebourg, gewonnen von Ludwig dem Heiligen (1837), wo die entscheidende Kampfszene zwischen Ludwig IX. und Heinrich III. auf der Brücke über der Charente ganz von den Kriegspferden dominiert wird. Heroische Qualität kommt sogar den reinen Tierbildern zu, die Pferde im Kampf mit anderen Tieren zeigen wie Tiger greift ein Pferd an, aber auch dem Pferd, von einem Gewitter erschreckt. Diese Darstellung eines aufbäumenden Schimmels in einer heroischen Landschaft vor einem dunklen, vom Blitz erleuchteten Gewitterhimmel und dem Meer als Hintergrund, zeigt die Leidenschaft der kämpferischen Kreatur. (Abb. 29–30) Bei Otto Dill (1884–1957), einem Pferdemaler des 20. Jahrhunderts, ist die Pferde-Heroik dagegen viel mittelbarer und gedämpfter. Sie zeigt sich in Darstellungen galoppierender Rennpferde oder in der Kraft durchgehender Pferde, die ein Mensch zu bändigen sucht.

Ein zentrales Moment der Heroisierung blieb aber der Krieg. Darstellungen von Reiterangriffen wie der frontal präsentierte Angriff der Zweiten Königlichen Nordbritischen Dragoner in dem Gemälde „Scotland Forever“ (1881) von Elizabeth Southerden Butler rücken die Pferde noch mehr in den Vordergrund als die Reiter. Dieser Präsentationsform folgt auch W.G. Rood in seinem Gemälde „Roosevelt and the Rough Riders“ (1898). Hier wirkt die Front der Pferdeköpfe in der Schlacht von Santiago in Cuba im Amerikanisch-Spanischen Krieg mindestens so furchteinflößend wie die – bis auf Theodore Roosevelt – zum Teil fast unkenntlich gezeichneten Reiter.

Im Zuge der Humanisierung haben viele Künstler des 20. Jahrhunderts das Leiden der Kriegspferde gestaltet. Max Liebermann (1847–1935) stellt in seiner Lithographie Reiterkampf (1915) die Brutalität des Ersten Weltkriegs dar, indem er die mörderischen Aktionen der Reiter mit den missbrauchten Tieren kontrastiert oder den gleichmachenden unheroischen Tod von Soldat und Kriegspferd zeigt (Samariter, Lithographie 1914). Dagegen hebt Otto Schubert (1892–1970) in Das Leiden der Pferde im Krieg, einer Mappe mit 12 Lithographien aus dem Jahre 1917, ganz auf die leidende Kreatur ab. Schubert, selbst schwer verwundeter Kriegsteilnehmer, setzt in seinen Kompositionen den Kriegspferden ebenso ein Denkmal, wie er implizit die Menschen anklagt.

Das Pferd konnte bildlich auch dazu genutzt werden, um seine Besitzer zu verherrlichen, ohne dass diese dargestellt werden mussten. Alfred de Dreux präsentiert in seinem Gemälde „The Pasha’s Pride“ (19. Jh.) einen Schimmel aus einer Perspektive, die keinen Zweifel an der männlichen Kraft des Tieres lässt, das nur mit Mühe von einem Bedienten gezügelt werden kann und so mittelbar die Macht und den Einfluss seines osmanischen Herrn anzeigt. Zum Teil hat die bildende Kunst die Heroik des Pferdes auch metaphorisch genutzt. So hat Walter Crane in „Neptune’s Steed“ eine Meereswoge durch eine Vielzahl wilder Schimmel wiedergegeben, welche die Kraft des Wassers heroisch verlebendigen.

2.3.3. Film und Fernsehen

In der Populärkultur sind heroische Pferde vor allem aus dem Film und Fernsehen bekannt. Pferde nehmen in diversen Filmgenres oft die Rolle des Sidekick des Helden ein. Hier erfüllen sie vorrangig die Funktion des Unterstützers, des Helfers und treuen Begleiters bzw. Partners. Ihre wichtigsten heroischen Eigenschaften sind Loyalität und Zuverlässigkeit. Die Begleiter von Helden sind keine gewöhnlichen Tiere, sondern – genau wie ihre Reiter – mit besonderen physischen und mentalen Fähigkeiten ausgestattet. Zudem werden sie im Laufe der Geschichte namentlich benannt. Durch diese Charakteristika befinden sie sich selbst am Scheidepunkt der Heroisierung.

Das Genre der „Western“, die in den Vereinigten Staaten in der Frühzeit als „horse operas“ bezeichnet wurden, setzte von Anfang an auf Pferde und heroisierte sie. „Mit Pferden war der Westen erobert worden, mit dem Western eroberte Amerika die Welt.“44Raulff: Das letzte Jahrhundert der Pferde, 2016, 100. Für die frühen Filme der 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts, in denen Tom Mix als akrobatischer Reiter und Star agierte, war sein weißes Pferd Tony als Held ebenbürtig. Tom Mix, „the most famous cowboy of the movies“45Jensen, Richard D.: The Amazing Tom Mix. The most famous cowboy of the movies. Lincoln 2005., fliegt mit Tony über Abgründe, kämpft gegen übermächtige Feinde und ist mit seinem Pferd sogar dem neuen Fortbewegungsmittel, dem Auto, überlegen. Das Pferd war in den frühen Western-Filmen ein gleichrangiger Gefährte des heroischen Reiters. Unter den Western-Filmen gab es eine lange Reihe von Pferde-Helden, unter ihnen seien namentlich die Pferde „Trigger“ und „Silver“ genannt, deren Film-Karrieren mit der des Western-Stars Roy Rogers einhergingen.46Vgl. etwa https://stravaganzastravaganza.blogspot.com/2012/05/famous-horses-from-western-films-series.html (Zugriff am 08.10.2018). Auch Buck Jones, einer der großen Western-Darsteller der 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts, ist mit seinem heroischen Pferd „Silver“ untrennbar verbunden. Denselben Namen trugen allerdings verschiedene Schimmel zum Zwecke des Wiedererkennungseffekts.

Cowboys sind ohne Pferde nicht vorstellbar, das gleiche gilt für den filmischen und literarischen Typus des Indianers. Hier werden Pferde benutzt, um die heroische Figur aufzuwerten und ihre positiven Eigenschaften zu idealisieren. So wird ihre besondere Nähe zur Natur, ihre Friedfertigkeit und ihr Respekt für „schwächere/hilflose“ Wesen durch den guten Umgang mit den Pferden hervorgehoben (bei der filmischen Darstellung von Indianern vor allem das Reiten ohne Sattel), welches zudem oft in Kontrast gesetzt wird mit der Grausamkeit der Gegenspieler, die ihre Tiere schinden und mit den Sporen quälen. Berühmtestes Beispiel sind hierbei wohl Old Shatterhand und sein Pferd Hatatitla und Winnetou mit Iltschi aus den Romanen von Karl May und deren Verfilmungen. Aber auch in neueren Westernproduktionen wie der Netflix-Serie Godless (2017) wird der Held Roy Goode durch seinen geschickten Umgang mit Pferden in Kontrast gesetzt zu dem brutalen Gegenspieler Ed Logan, der sein Tier misshandelt. Zudem gewinnt Roy durch die liebevolle und natürliche Zähmung wilder Pferde nicht nur die Zuneigung der verwitweten weiblichen Hauptfigur Alice Fletcher, der er mit seinen Fähigkeiten zur Seite steht, sondern auch die ihres Sohnes. Indem er das Kind den richtigen Umgang mit Pferden lehrt, übernimmt er die Rolle des verstorbenen Vaters und Ehemannes. Da dieser amerikanischer Ureinwohner gewesen ist, greift die Heroisierung von Roy Goode anhand der Pferde auf ältere Heldenfigurationen des „edlen Indianers“ zurück, die seiner eigenen Heldendarstellung eine zusätzliche Dimension verleihen.

Der Western ist nicht das einzige Filmgenre, in denen Pferde als heroische Begleiter auftauchen. In einer Reihe von Filmen wird der Erfolg eines Rennpferdes mit einer wechselvollen Liebesgeschichte verknüpft. Zudem wird der Aufstieg des Pferdes zum heroischen Champion oft mit dessen Niedergang durch ein Unglück kontrastiert. Im Mittelpunkt des Stummfilms Der Sohn des Hannibal (1926) von Felix Brasch steht ein Pferd, der Sohn des weltberühmten Derbysiegers „Hannibal“. Der Film inszeniert die Schicksale, die der „Sohn des Hannibal“ als Rennpferd erlebt, im Nebeneinander mit der wechselvollen Geschichte seiner Besitzerin. Auch in dem Film Der Mann im Sattel (1945) von und mit Harry Piel, einem der letzten Filme des Dritten Reichs, flankiert ein erfolgreiches Rennpferd eine Liebesgeschichte. Und etwa in Glory (1956) wird das Nebeneinander der Persönlichkeitsentwicklung einer jungen Frau mit der Entwicklung ihres Pferdes zu einem Sieger-Pferd dargestellt. Cineastisch und narrativ neu war der Stummfilm Arabella, der Roman eines Pferdes (1924) von Karl Grune, der vor allem in England erfolgreich war. Der Film erzählt die wechselvolle und tragische Geschichte seines vierbeinigen Protagonisten, das zum Siegerpferd auf- und zum Droschkengaul absteigt, aus der Perspektive des Pferdes. Diese empathetische Erzählweise, die bei menschlichen Protagonisten vielleicht einer Heroisierung entgegenläuft, funktioniert bei Pferden. Sie wurde nicht nur in neueren Tierfilmen, sondern auch in dem Pferdefilm Black Beauty (1970) kopiert.

In den Filmen der letzten Jahrzehnte sind es besonders Fantasyfilme mit einem mittelalterlich-ritterlichen Setting, in denen Pferde ebenfalls eine eigene Heroisierung erfahren und zugleich zur Heroisierung ihrer Reiter beitragen. Eines der bekanntesten Beispiele sind hier der Zauberer Gandalf und sein Pferd Schattenfell aus der Trilogie Der Herr der Ringe (2001–2003), welches als Begleitung des Zauberers auftaucht. Neben Filmen, in denen Pferde nur die Nebenrolle an der Seite des menschlichen Helden übernehmen, gibt es auch solche, in denen sie die Hauptrolle spielen. Das Pferd stellt hier den Helden der filmischen Erzählung. Zu nennen sind in jüngerer Zeit insbesondere Black Beauty (1994), Die Gefährten (2011) und der Zeichentrickfilm Spirit – Der wilde Mustang (2002). Interessant ist hierbei, dass es in der filmischen Darstellung nicht immer nötig ist, die Gedanken des Pferdes hörbar zu machen, um sie zur Hauptfigur zu erheben und ihre Motivationen zu verdeutlichen. Während die Romanvorlage War Horse aus der Sicht des Pferdes erzählt wird, und somit die Gedanken und Gefühle des Tieres dem Leser offensichtlich dargelegt werden, werden diese in der Verfilmung nur anhand der Bewegungen und der Gestik des Tieres erkennbar. Eine ähnliche Darstellung lässt sich in Spirit beobachten. Auch hier kann das Pferd nicht sprechen und ist somit für die menschlichen Figuren im Film sprachlich nicht verständlich. Die Kommunikation funktioniert alleine über die Mimik und die Gestik sowie über typische Tiergeräusche. Die Gedanken des Pferdes werden nur ab und zu durch eine Erzählstimme aus dem Off verdeutlicht, die durch den Film leitet und eher die Funktion der Einrahmung der Handlung als deren Interpretation erfüllt.

Diese eher realistischen filmischen Darstellungen heroischer Pferde sind Werken gegenübergestellt, die Pferde in verschiedenem Maße vermenschlichen. Die stärkste Form der Anthropomorphisierung findet sich in der Zeichentrickserie My little pony: friendship is magic (2010). Die magischen Ponies können nicht nur sprechen, sie führen auch ein quasi menschliches Leben: Sie leben in Häusern, besuchen Schulen und Büchereien, bewirtschaften Farmen und besitzen Haustiere. Die Heroisierung erfolgt einerseits durch die Handlungsstränge der Geschichte der jeweiligen Episoden: Die Gruppe der Ponies erlebt gemeinsam Abenteuer, sie helfen den Bewohnern der Stadt und müssen Antagonisten bekämpfen. Andererseits weist jedes Mitglied der Gruppe eigene heldenhafte Qualitäten auf. So verkörpert jedes von ihnen eine unterschiedliche Tugend in Bezug auf das Thema Freundschaft. Die Erlebnisse und die Charakteristika dieser Gruppe heldenhafter Pferde erinnern an die Narrative heroischer Superheldenkollektive wie den Avengers, der Justice League oder den Heldinnen aus Sailor Moon und knüpfen damit an heroische Leitbilder an, die aus früheren Comic- und Zeichentrickserien bekannt sind. Dass es sich bei den little ponies nicht um Menschen, sondern um Tiere handelt, scheint für die Übernahme von Stereotypen heroischer Kollektive keine Rolle zu spielen.

2.3.4. Musik

An der musikalischen Geschichte des Pferdes lässt sich der Wandel seiner heroischen Bedeutung ablesen. Musik war oftmals ein integraler Bestandteil heroischer Inszenierungsstrategien und wurde eingesetzt, um den Figuren auf ästhetischer und emotionaler Ebene einen Nimbus der Exzeptionalität zu verleihen. Aus diesem Grunde spielt die performative und soziale Dimension des Heldischen hier eine besonders wichtige Rolle.

Schon in der Frühen Neuzeit gehörten Rossballette zur höfischen Repräsentationspraxis. Diese spektakulären, höchst aufwändigen Darbietungen zu festlichen Anlässen verfehlten ihre beeindruckende Wirkung beim Publikum nicht. Sie verlangten jahrelanges Training von Pferd und Reiter. Obgleich die militärische Potenz des Hofes dabei nicht im Vordergrund der Präsentation stand, konnte die raffinierte Dressur auch im spielhaften Kontext einen Eindruck von der Disziplin der Truppen oder des einzelnen Reiters vermitteln. Im militärischen Bereich gehörten Kavalleriemärsche auch jenseits von höfischen Festen zum heroischen Repertoire von Soldaten und kriegführender Elite.

Die Demokratisierung des Pferdes als heroische Ressource, die vornehmlich im Militär vonstatten ging, spiegelte sich auch in den musikalischen Formen. Von großer Bedeutung waren dabei Vertonungen literarischer Texte. Das Reiterlied aus Schillers Wallensteins Lager (1797) etwa („Wohlauf, Kameraden, auf’s Pferd, auf’s Pferd“), wurde noch im selben Jahr von Christoph Jacob Zahn in Musik gesetzt und zählte schon bald zu den beliebtesten deutschen Militärmärschen. Es ist in Liedersammlungen des Ersten und Zweiten Weltkriegs ebenso zu finden wie in Kameraden singt!, dem 2017 aus dem Verkehr gezogenen Liederbuch der Bundeswehr. Der Text evoziert prototypisch den Typus des heroischen Reitersoldaten: Kameradschaftlichkeit und individuelle Exzeptionalität, ostentative Männlichkeit („Im Felde, da ist der Mann noch was wert“, V. 3), Abschied von Heimat und der Geliebten („Warum weinet die Dirn und zergrämet sich schier? / Laß fahren dahin, laß fahren!“, V. 31f.) und das Bewusstsein der Unzeitgemäßheit („Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist“, V. 7) sind Motive, die bis heute zum festen Formeninventar des Reiterliedes und seiner verwandten Gattungen gehören. Lieder sind denn auch die zweite musikalische Form, in denen das heroische Reiten begegnet. Als vermeintlich volkstümliche Gattung erfuhren sie eine enorme Popularität und Breitenwirkung. Goethes wohl bekanntestes Gedicht Willkommen und Abschied („Es schlug mein Herz. Geschwind, zu Pferde!“ 1775/1789), in dem das lyrische Ich durch eine gespenstische Nachtlandschaft zur Geliebten reitet, bedient sich zumindest in der Erstfassung explizit militärischer Motive („fort, wild, wie ein Held zur Schlacht“, V. 2), um den inbrünstigen Liebesdrang des lyrischen Ich heroisch zu konnotieren. In Schuberts Vertonung (1822) wird das Geräusch der Hufe beim Galopp mimetisch durch die Achteltriolen in der begleitenden Klavierstimme abgebildet. Die so erzeugte unmittelbare Dringlichkeit wird kontrastiv moduliert: Während die bedrohlichen Elemente der Natur in Molltonarten gespielt sind, erscheinen der heldenhafte „Muth“ und die erotische „Gluth“ in prägnanten Dur-Phrasen. In vielen volksliedhaften Reiterliedern steht das Militärisch-Heroische allerdings eher im Hintergrund, während, oft anlässlich eines Abschieds, die emotionale Befindlichkeit des Soldaten als Privatperson thematisiert wird.

Die Nachahmung von galoppierenden Pferdehufen als Mittel der heroischen Inszenierung ist auch in ⟶Opern beliebt, so etwa die bekannte Schlusspassage im Allegro vivace aus Gioachino Rossinis Guillaume-Tell-Ouvertüre (1829). Sie wurde in späteren Zeiten oftmals für komische Effekte verwendet, etwa in Stanley Kubricks Filmadaptation von A Clockwork Orange (1971) bei einem Geschlechtsakt zwischen Protagonist Alex und mehreren Frauen. Ein ähnliches Los wurde auch Wagners Vorspiel zum dritten Akt der Walküre (1870) zuteil – einem seltenen Beispiel für musikalische Heroinnen: 1941 noch in der Wochenschau zur Heroisierung des Kriegsgeschehens eingesetzt, ist es in der Populärkultur spätestens seit Francis Ford Coppolas Film Apocalypse Now (1979), wo es dem Angriffsflug von Hubschraubern unterlegt wird, nahezu ausschließlich in parodistischen Kontexten zu finden. In diesen Beispielen wird die zu heroischen Effekten genutzte Suggestionskraft der Musik reflektiert und der Lächerlichkeit preisgegeben.

Eine ungebrochen positive Konnotation hingegen hat das Pferd in der amerikanischen Folk- und Countrymusik. Unzählige Songs aus diesem Genre berufen sich dabei auf die idyllisch verklärte Epoche des „Wilden Westens“ (American frontier) und beziehen daraus die Topoi heroischer Selbstkonstitution, die noch heute in Form von Typen wie dem des Cowboys bekannt sind. Die Figuren sind durch Unabhängigkeit, Einzel- und Draufgängertum sowie stereotypische Männlichkeit charakterisiert, und das Reiten gehört zu ihrem Habitus. In den oftmals narrativen Texten der Songs kommt das Pferd im Kontext von Fährnissen, die es zu überwinden gilt, aber auch bei der Erfahrung der Natur, die es zu erkunden und zu unterwerfen gilt, zum Einsatz. Im Vergleich zu den musikalischen Formen des europäischen Kontinents, in denen das Pferd eher eine Attributsfunktion für den Reiter erfüllt und das Reiten seit dem Zweiten Weltkrieg vornehmlich als unheroisches Privatvergnügen vorkommt, steht hier aber häufiger noch das Pferd als gleichwertiger Partner des Western-Helden zur Verfügung. So wird etwa im Song Tennessee Stud (1959), der seit seiner Komposition durch Jimmy Driftwood zahlreiche Adaptationen verzeichnen kann, dem namensgebenden Hengst ein Denkmal gesetzt: verortet in einer nostalgischen Vergangenheit (Back about Eighteen twenty-five) wird von den Abenteuern des Erzählers berichtet, der sein Leben den heroischen Qualitäten des Pferdes verdankt. Ihnen ist der einprägsame Refrain gewidmet: He had the nerve and he had the blood / There never was a horse like the Tennessee stud. Obgleich es zahlreiche Varianten dieses Songtypus gibt, scheint die ironiefreie heroische Verbindung von Pferd und Reiter auf dieses zweifellos weite Genre beschränkt zu sein.

Mit dem Industriezeitalter ist das Pferd von der Maschine abgelöst worden, in der Technik ebenso wie in der Musik. Bekanntestes Beispiel ist der Film Easy Rider (1969), der an den amerikanischen Pioniergeist im Hippie-Milieu noch einmal erinnerte. Die zeitgenössische Rock-Musik, etwa Born to be Wild (1968) von Steppenwolf, verstärkte die Illusion der Go-West-Mentalität, auch wenn nun individuell gestaltete Motorräder das Pferd ersetzten. Viele moderne Songs im englischsprachigen Raum verwendeten den Bildbereich des Reitens für die Fahrt mit dem Motorrad, und so mag es nicht verwundern, wenn die Heavy-Metal-Band Motörhead in ihrem Song Iron Horse (1971) ein anderes Bild des männlichen Reiterheros vernehmen lässt: He rides a road that don’t have no end / An open highway without any bends / […] Proud in his colours / As the chromium gleams / On iron horse he flies.

3. Forschungsüberblick

3.1. Forschungsstand

Obwohl Pferde in unterschiedlichen Kulturen eine bedeutende Rolle in einer Vielzahl von Bereichen des menschlichen Lebens gespielt haben – und in einigen Regionen der Welt sogar Jahrhunderte lang – bildeten sie in der Geschichtswissenschaft dagegen lange Zeit ein vergleichsweise wenig beachtetes Untersuchungsobjekt. Trotz ihrer diversen Funktionen in Transport-, Agrar- und Bauwesen, in der Kriegsführung sowie der Freizeitgestaltung finden sich in der älteren geschichtswissenschaftlichen Forschung nur vereinzelte Monographien, die das Thema eher aus einer sozial- und technikgeschichtlichen Perspektive untersuchten. Dabei legten sie den Fokus eher auf die Beschreibung der Einsatzmöglichkeiten der Tiere in vielerlei Kontexten und die damit verbundenen gesellschaftlichen Entwicklungen. Ähnliches lässt sich für militärgeschichtliche Untersuchungen beobachten, in welchen der Wandel der kriegstaktischen Anwendung sowie des kriegstechnischen Nutzen des Pferdes und der Kavallerie beschrieben werden.

In den letzten Jahren jedoch begann die historische Forschung, sich verstärkt dem Thema Pferd aus einem kulturgeschichtlichen Blickwinkel zu nähern. So erschienen – wohl auch im Zuge der Human Animal Studies – diverse Monographien und Sammelbände, die das Pferd in seiner Rolle als Distinktionsmerkmal in den zwischenmenschlichen Beziehungen untersuchen. Zu nennen wären hier vor allem Studien, die die Funktion des Pferdes als Statussymbol in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Ständegesellschaft herausgearbeitet haben. Pferdehaltung, Reitstil sowie der stetige voranschreitende Wandel des Pferdes vom Mittel der Kriegsführung zum Sport- und Freizeitbegleiter wurden hierbei sowohl auf ihre Bedeutung für die hierarchische Repräsentation, die symbolische Kommunikation als auch für genderspezifische Rollenzuschreibungen in vormodernen Gesellschaften hin untersucht.

3.2. Perspektiven

In Bezug auf die Funktion des Pferdes als mögliches heroisierendes Attribut scheinen die oben erwähnten neueren Ansätze der Geschichtswissenschaft erste Anknüpfungspunkte zu bieten. Die heroische Darstellung von Kriegern, Herrschern und Feldherren mittels Reiterstatuen oder die Rolle berühmter Pferde als Begleiter und Unterstützer ihrer heldenhaften Reiter bilden nur einige Möglichkeiten das Themenfeld „Pferd, Heldentum und Heroisierung“ weiter zu erforschen.

Jedoch könnte sich der Schwerpunkt solcher Untersuchungen in Zukunft stärker verlagern. Denn die Arbeiten der letzten Jahrzehnte legten ihren Fokus stets auf die Frage, welche Rolle Pferde für und in der Geschichte der Menschheit spielten. Der Mensch stand dabei im Vordergrund. Mit der Etablierung der Human Animal Studies im geisteswissenschaftlichen Kanon scheinen Tiere – darunter auch das Pferd – als Kernelemente zukünftiger Analysen auftreten zu können. Indem sie als gleichwertige Komponenten in einer Mensch-Tier-Beziehung betrachtet werden, rückt das Verhältnis zwischen den beiden in das Interesse neuerer Forschungen. Dabei wird der Einfluss des Menschen auf Tiere genauso zu beachten sein wie die (Um-)Formung menschlicher Lebensweisen durch die Interaktion mit unterschiedlichen Tieren. Theoretische Ansätze wie die Tiergeschichte oder das Animal Agency-Konzept können hierbei noch weiter gehen, und die Tiere als eigenständige Akteure in den Vordergrund heben. In Hinblick auf das Heroische stellen sich demnach nicht nur mehr Fragen nach der Funktion des Pferdes als Attribut des Helden, sondern seine eigene Heldenhaftigkeit kann dadurch zum Untersuchungsgegenstand werden.

4. References

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    Koselleck, Reinhart: „Das Ende des Pferdezeitalters“. In: Süddeutsche Zeitung. 25.11.2003, 4.
  • 2
    Hehn, Victor: Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergang aus Asien nach Griechenland und Italien sowie in das übrige Europa. Berlin 1911: Gebrüder Bornträger, 19.
  • 3
    Raulff, Ulrich: Das letzte Jahrhundert der Pferde. Geschichte einer Trennung. 6. Auflage. München 2016: C.H. Beck, 24.
  • 4
    Vgl. Meyer, Marion / von den Hoff, Ralf: „Helden wie sie – Helden wie wer? Zur Einführung“. In: Meyer, Marion / von den Hoff, Ralf (Hg.): Helden wie sie. Übermensch – Vorbild – Kultfigur in der griechischen Antike. Freiburg 2010: Rombach, 10-11; sowie Himmelmann, Nikolaus: „Helden und Heroen“. In: Meyer, Marion / von den Hoff, Ralf (Hg.): Helden wie sie. Übermensch – Vorbild – Kultfigur in der griechischen Antike. Freiburg 2010: Rombach, 29-38.
  • 5
    Voutiras, Emmanuel: „Reiterheroen auf griechischen Weihreliefs“. In: Meyer, Marion / von den Hoff, Ralf (Hg.): Helden wie sie. Übermensch – Vorbild – Kultfigur in der griechischen Antike. Freiburg 2010: Rombach, 85-104, 88.
  • 6
    Liapis, Vaios: „The Thracian Cult of Rhesus and the Heros Equitans“. In: Kernos 24 (2011), 95-104.
  • 7
    Voutiras: „Reiterheroen auf griechischen Weihreliefs“, 2010, 89.
  • 8
    Gehrke, Hans-Joachim: „Der zwiespältige Held. Zur Ambivalenz des Heroismus im antiken Griechenland“. In: Meyer, Marion / von den Hoff, Ralf (Hg.): Helden wie sie. Übermensch – Vorbild – Kultfigur in der griechischen Antike. Freiburg 2010: Rombach, 39-54.
  • 9
    Bell, Sinclair / Willekes, Carolyn: „Horse racing and chariot racing“. In: Campbell, Gordon Lindsay (Hg.): The Oxford Handbook of Animals in Classical Thought and Life. Oxford 2014: Oxford University Press, 478-490, 478.
  • 10
    Vgl. Lazenby, John F.: „hippeis“. In: The Oxford Classical Dictionary. Oxford / New York 1996: Oxford University Press, 708-709
  • 11
    Vgl. Hans-Joachim Gehrke / Helmuth Schneider (Hg.): Geschichte der Antike. Ein Studienbuch. Stuttgart / Weimar 2013: Metzler, 529.
  • 12
    Vgl. Henderson, W. J.: „A race-horse called Pherenikos“. In: Akroterion 56 (2011), 21-30.
  • 13
    Nicholson, Nigel James: Aristocracy and Athletics in Archaic and Classical Greece. Cambridge 2005: Cambridge University Press, 99: „What has made Perenicus the most famous racehorse in antiquity is that Pindar and Bacchylides named him.“ Vgl. als römisches Beispiel auch Mart. 10,9: Non sum Andraemone notior caballo.
  • 14
    Hutchinson, Godfrey: Xenophon and the Art of Command. London 2000: Greenhill Books, 60.
  • 15
    Vgl. Willekes, Carolyn: The Horse in the Ancient World. From Bucephalus to the Hippodrome. London / New York 2016: I.B. Tauris, 135-147.
  • 16
    Vgl. Gehrke, Hans-Joachim: Geschichte des Hellenismus. München 2008: Oldenbourg, 170-171.
  • 17
    Vgl. Bergemann, Johannes: „Virtus. Antike Reiterstatuen als politische und gesellschaftliche Monumente“. In: Poeschke, Joachim / Weigel, Thomas / Kusch-Arnhold, Britta (Hg.): Praemium Virtutis III. Reiterstandbilder von der Antike bis zum Klassizismus. Münster 2008: Rhema, 13-29.
  • 18
    Für eine Gesamtdarstellung vgl. Junkelmann, Marcus: Die Reiter Roms. Band I: Reise, Jagd, Triumph und Circusrennen. Mainz 1990: von Zabern; Band II: Reitweise und militärischer Einsatz. Mainz 1991: von Zabern; Band III: Zubehör, Reitweise, Bewaffnung, Mainz 1992: von Zabern.
  • 19
    Duff, John Wight: Minor Latin poets. London 1935 [Nachdr. 1982]: Heinemann, 446.
  • 20
    Beuing, Raphael. Reiterbilder der Frührenaissance. Monument und Memoria. Münster 2010: Rhema: 32-33, 38.
  • 21
    Siehe dazu auch den ausführlichen Artikel von Clauss, Martin: „Helden auf Hengsten. Das Kriegspferd als Statussymbol im Mittelalter“. In: Viator 42,1 (2011), 97-114.
  • 22
    Robinson, Gavin: „Image and Reality. Upper Class Perceptions of the Horse in Early Modern England“. In: Edwards, Peter / Enenkel, Karl A.E. / Graham, Elspeth (Hg.): The Horse as Cultural Icon. The Real and Symbolic Horse in the Early Modern World. Leiden 2012: Brill, 351-376, 362.
  • 23
    Die Kavallerie wurde auch in den Napoleonischen Kriegen noch nutzvoll eingesetzt und zwar vor allem dann, wenn sie die Infanterie sinnvoll unterstützte. Olms, Georg: Pferde unter dem Doppeladler. Das Pferd als Kulturträger im Reiche der Habsburger. Hildesheim 2002: Olms-Presse, 78. Zur Entwicklung der Kavallerie in der Frühen Neuzeit siehe Gless, Karlheinz: Das Pferd im Militärwesen. Berlin: Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, 1989, 82-101.
  • 24
    Interessanterweise wird in Körners Gedicht nicht direkt deutlich, dass die Soldaten auf Pferden reiten. Sie sind nur schnell unterwegs. Dass sie reiten wird nicht explizit erwähnt.
  • 25
    Das Cavallerie-Pferd. Zeitung für Geschichte und Taktik der Cavallerie, Zucht, Pflege und Veredelung des Kriegspferdes, seine Krankheiten und die Reitkunst. 1.1.1870, 1.
  • 26
    Das Cavallerie-Pferd, 1870, 4.
  • 27
    Minelli, Kelly: „‚God’s humbler instrument of meaner clay, must share the honours of that glorious day‘. Die Heroisierung von Kriegspferden und ihre Funktion im Hinblick auf Heroisierungsprozesse in der militärischen Erinnerungskultur der Napoleonischen Kriege im 19. Jahrhundert“. In: helden. heroes. héros. E-Journal zu Kulturen des Heroischen 3 (2018), 27-40. DOI: 10.6094/helden.heroes.heros./2018/A/04.
  • 28
    Luxemburg, Rosa: Briefe aus dem Gefängnis, Kap. 20, s.d. 24.3.1918.
  • 29
    Ebers, Sybill (Hg.): Pferd und Krieg. Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung. Köln 2014: Der Kurier, 32.
  • 30
    Arnold, Dietbert: Pferdewirtprüfung [Bd. 7]: History. Bremen 2013: Books on Demand, 103-106.
  • 31
    Krüger, Arnd: „A Horse Breeder’s Perspective. Scientific Racism in Germany. 1870–1933“. In: Finzsch, Norbert / Schirmer, Dietmar (Hg.): Identity and Intolerance. Nationalism, Racism, and Xenophobia in Germany and the United States. Cambridge 1998: Cambridge University Press.
  • 32
    Vgl. Butler, Simon: The War Horses. The Tragic Fate of a Million Horses in the First World War. Wellington 2011: Halsgrove, 101; vgl. Raulff: Das letzte Jahrhundert der Pferde, 2016, 120.
  • 33
    Vgl. Huber, Ernst Rudolf: Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789. Bd. 5: Weltkrieg, Revolution und Reichserneuerung: 1914–1919. Stuttgart 1992: Kohlhammer, 704.
  • 34
    Vgl. Raulff: Das letzte Jahrhundert der Pferde, 2016, 125-126.
  • 35
    Vgl. Müller, Rolf-Dieter: Hitlers Wehrmacht: 1935 bis 1945. München 2012: Oldenbourg, 58.
  • 36
    Vgl. Schenk, Dieter: Danzig 1930–1945. Das Ende einer Freien Stadt. Berlin 2013: Links, 109.
  • 37
    Vgl. Ebers: Pferd und Krieg, 2014, 40.
  • 38
    Vgl. Ebers: Pferd und Krieg, 2014, 51.
  • 39
    Vgl. https://www.pferd-aktuell.de/altehelden (Zugriff am 08.10.2018).
  • 40
    Vgl. Beßlich, Barbara: „Kaiserliche Rosse, abgehalfterte Monarchen. Satirische und sentimentale Pferdeperspektiven auf imperiale Endzeiten in Carl Sternheims Libussa (1922) und Felix Saltens Florian (1933)“. In: Detering, Nicolas / Franzen, Johannes / Meid, Christopher (Hg.): Herrschaftserzählungen. Wilhelm II. in der Kulturgeschichte (1888–1933). Würzburg 2016: Ergon, 322-324.
  • 41
    Vgl. Murdoch, Brian: „Tierische Menschen und menschliche Tiere. Ernst Johannsen: Vier von der Infanterie und Fronterinnerungen eines Pferdes (1929)“. In: Schneider, Thomas F. / Wagener, Hannes (Hg.): Von Richthofen bis Remarque: Deutschsprachige Prosa zum I. Weltkrieg. Amsterdam / New York 2003: Rodpoi, 249-260.
  • 42
    Vgl. Gottstein, Michael: Felix Salten (1869–1945) – ein Schriftsteller der Wiener Moderne. Würzburg 2007: Ergon, 150; Beßlich: „Kaiserliche Rosse, abgehalfterte Monarchen“, 2016, 313-314.
  • 43
    Seely, Jack: Warrior. The Amazing Story of a Real War Horse. Compton 2011: Raceform.
  • 44
    Raulff: Das letzte Jahrhundert der Pferde, 2016, 100.
  • 45
    Jensen, Richard D.: The Amazing Tom Mix. The most famous cowboy of the movies. Lincoln 2005.
  • 46

5. Ausgewählte Literatur

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  • Andenmatten, Bernard (Hg.): Le cheval dans la culture médiévale. Firenz 2015: Sismel, Edizioni del Galluzzo.
  • Ayton, Andrew: Knights and Warhorses. Military Service and the English Aristocracy under Edward III. Woodbridge 1994: Boydell.
  • Baum, Marlene: Das Pferd als Symbol. Zur kulturellen Bedeutung einer Symbiose. Frankfurt a. M. 1991: Fischer.
  • Blomac, Nicole de: La gloire et le jeu: des hommes et des chevaux (1766–1866). Paris 1991: Fayard.
  • Bouchet, Ghislaine: Le cheval à Paris de 1850 à 1914. Genève 1993: Droz.
  • Clark, John: The Medieval Horse and Its Equipment, c. 1150 – c. 1450. London 1995: HMSO.
  • Clutton-Brock, Juliet: Horse Power. A History of the Horse and the Donkey in Human Societies. Cambridge, Mass. 1992: Harvard University Press.
  • Dorré, Gina: Victorian Fiction and the Cult of the Horse. Aldershot 2006: Ashgate.
  • Ebers, Sybill: Pferd und Krieg. Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung. Köln 2014: Der Kurier.
  • Edwards, Peter: Horse and Man in Early Modern England. London 2007: Continuum.
  • Edwards, Peter / Enenkel, Karl A.E. / Graham, Elspeth (Hg.): The Horse as Cultural Icon. The Real and Symbolic Horse in the Early Modern World. Leiden 2012: Brill.
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  • Fielitz, Sonja: „… that I wished myself a horse“. The Horse as Representative of Cultural Change in Systems of Thought. Heidelberg 2015: Winter.
  • Forrest, Susanna: The Age of the Horse. An Equine Journey through Human History. London 2016: Atlantic Books.
  • Fragner, Bert G.: Pferde in Asien. Geschichte, Handel und Kultur. Wien 2009: Verl. der Österr. Akad. der Wiss.
  • Gless, Karlheinz: Das Pferd im Militärwesen. Berlin 1989: Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik.
  • Harrison, Lorraine: Horse. From Noble Steeds to Beasts of Burden. New York 2000: Watson Guptill.
  • Hyland, Ann: The Horse in the Middle Ages. Stroud 1999: Sutton.
  • Hyland, Ann: Equus. The Horse in the Roman World. London 1990: Batsford.
  • Jacob, Frank: Pferde in der Geschichte. Begleiter in der Schlacht, agrarisches Nutztier, literarische Inspiration. Darmstadt 2016: Büchner.
  • Johns, Catherine: Horses. History, Myth, Art. Cambrigde 2006: Harvard University Press.
  • Kelekna, Pita: The Horse in Human History. Cambridge 2009: Cambridge University Press.
  • Knittel, Walter: Ross-Kultur. Geschichten vom Pferd. Begleitheft zur Ausstellung 9. Mai bis 31. Oktober 2010. Altrenriet 2010: Wagner.
  • Koselleck, Reinhart: „Das Ende des Pferdezeitalters“. In: Süddeutsche Zeitung. 25.11.2003.
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  • Raber, Karen / Tucker, Treva J.: The Culture of the Horse. Status, Discipline, and Identity in the Early Modern World. New York 2005: Palgrave Macmillan.
  • Raulff, Ulrich: Das letzte Jahrhundert der Pferde. Geschichte einer Trennung. München 62016: C.H. Beck.
  • Reckert, Annett: Das Pferd in der zeitgenössischen Kunst. Ostfildern 2006: Hatje Cantz.
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  • Roche, Daniel: Le cheval et la guerre du XVe au XXe siècle. Paris 2002: Association pour l’Académie d’Art Equestre de Versailles.
  • Schürch, Isabelle: „Tierische Conquistadoren – Wenn Helden Pferde brauchen und Pferde zu Helden werden“. In: helden. heroes. héros. E-Journal zu Kulturen des Heroischen 4.1 (2016), 91-101. DOI: 10.6094/helden.heroes.heros./2016/01/09.
  • Wieczorek, Alfried: Pferdestärken – Das Pferd bewegt die Menschheit. Mannheim 2007: REM.
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6. Abbildungsnachweise

Zitierweise

Achim Aurnhammer / Martin Beichle / Kelly Minelli: Pferd. In: Compendium heroicum. Hg. von Ronald G. Asch, Achim Aurnhammer, Georg Feitscher und Anna Schreurs-Morét, publiziert vom Sonderforschungsbereich 948 „Helden – Heroisierungen – Heroismen“ der Universität Freiburg, Freiburg 30 October 2018. DOI: 10.6094/heroicum/pfd1.0