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Heroische Qualitäten

  • Version 1.0
  • publiziert am 29. Dezember 2022

1. Begriffserklärung

Im Zuge von ⟶Heroisierungsprozessen werden heroischen Figuren von der heroisierenden Gemeinschaft oft bestimmte Eigenschaften zugeschrieben, die die Figur vermeintlich oder tatsächlich als ⟶Helden charakterisieren oder ihren Heldenstatus (mit-)begründen. Diese Eigenschaften sollen hier summarisch als „heroische Qualitäten“ bezeichnet werden. Sie umfassen u. a. ⟶körperliche (z. B. Stärke), moralische und charakterliche (z. B. Tugendhaftigkeit, Tapferkeit), habituelle (z. B. dominantes oder bescheidenes Auftreten), intellektuelle (z. B. Weisheit, Listigkeit), ⟶affizierende und/oder ästhetische Merkmale (z. B. Schönheit, ⟶Glanz), manchmal auch bestimmte Fähigkeiten (z. B. magische Kräfte).

Die heroisierende Wirkung solcher qualitativen Zuschreibungen hängt nicht davon ab, ob sie die heroisierte Figur tatsächlich objektiv kennzeichnen, sondern ob das heroisierende Kollektiv ihnen Glauben schenkt und sie als wahre oder zumindest wahrhaftige Aussagen über einen Helden akzeptiert. Den Heroisierenden stehen dabei zwei argumentative Grundmuster zur Verfügung: Sie können einerseits den Heldenstatus einer Figur auf die Qualitäten zurückführen, die der Heroisierte angeblich besitzt. In diesem Fall begründen die zugeschriebenen Qualitäten die Heroisierung. („Sie/er ist tapfer und aufopfernd und ist deswegen ein Held.“) Die Heroisierenden können andererseits die Eigenschaften einer Figur aus ihrem Heldenstatus ableiten. In diesem Fall markieren die zugeschriebenen Qualitäten die Figur als Helden und plausibilisieren eine Heroisierung ex post. („Sie/er ist ein Held und ist deswegen tapfer und aufopfernd.“)

Oft werden heroische Qualitäten von der heroisierenden Gemeinschaft als essentielle, d. h. im Wesen des Helden angelegte Merkmale behauptet oder wahrgenommen. Diese Essentialisierung verleiht den heroischen Qualitäten Legitimität und lässt sie als universelle, inhärente Eigenschaften der ‚Heldenpersönlichkeit‘ erscheinen. In einigen historischen Kontexten tritt jedoch auch ein Bewusstsein für den konstruktiven und attributiven Charakter von Heldenqualitäten zutage, so z. B. in der Vorstellung, dass man durch das Erwerben und Ansammeln von vielen positiven Eigenschaften einen heroischen Status innerhalb seiner Gemeinschaft erlangen kann. Zudem können sich ausgehend von einem generalisierten Eigenschaftskatalog situationsbedingte Graduierungen oder Varianten heroischer Qualitätsbündel etablieren. Das erlaubt es Gemeinschaften, abhängig vom jeweiligen Kontext verschiedene Heldentypen zu unterscheiden, in denen bestimmte Eigenschaften stärker bzw. schwächer gewichtet oder überhaupt erst zur ‚heroischen Qualität‘ erhoben werden. Die jeweils zugesprochenen Qualitäten werden damit zu einem Indikator für die unterschiedlichen Erwartungen, die Gemeinschaften an verschiedene Arten heroischer Figuren richten. Ein Beispiel dafür ist das sich im Europa des 18. Jahrhunderts herausbildende Modell des Grand homme, der für sein geistiges Leistungsvermögen, sein politisches Talent und seine moralische Tugendhaftigkeit bewundert wurde, während zugleich der Kriegsheld mit seinen tradierten Qualitäten wie Kampfkraft und ⟶adeliger Abkunft zwar nicht bedeutungslos wurde, aber doch eine merkliche Abwertung erfuhr (vgl. Abschnitt 3.2.).

In solchen Veränderungs- und Umwertungsprozessen werden heroische Qualitäten – wie andere Phänomene des Heroischen auch – oft zum Gegenstand von Auseinandersetzungen sowohl zwischen verschiedenen Gruppen als auch innerhalb von Gemeinschaften. Umstritten sein kann dabei nicht allein die Frage, über welche Qualitäten ein Held verfügen muss, sondern auch die Bewertung der jeweiligen Qualitäten. Ein jüngeres Beispiel für eine solche Debatte bildet der von Dieter Thomä und Ulrich Bröckling geführte „Disput in Briefen“, der unter anderem um die Frage kreiste, ob Heldenfiguren, die sich durch Eigenschaften wie Risikobereitschaft, Vorbildlichkeit, Affizierungs- und Mobilisierungskraft auszeichnen, zu den Prinzipien und Zielen gegenwärtiger demokratischer Gesellschaften passen.1Vgl. Bröckling, Ulrich / Thomä, Dieter: „Warum Helden? Ein Disput in Briefen“. In: Neue Rundschau 132.1 (2021), 7-27. Aber auch in älteren Quellen werden die Aushandlungsprozesse greifbar, in denen sich bestimmte Heldenvorstellung und -qualitätszuschreibungen erst herauskristallisieren (vgl. Abschnitt 3.2.). Solche Beispiele verdeutlichen, dass heroische Qualitäten nicht als feststehende, kultur- und epochenübergreifende Größen begriffen werden sollten, sondern als variable Zuschreibungen, die sowohl synchronen Konkurrenzen als auch diachronen Veränderungen unterliegen.

2. Heroische Qualitäten als analytische Heuristik

Eine zentrale These des SFB 948 ist, dass sich das epochen- und kulturübergreifende Phänomen des Heroischen nicht aus den Eigenschaften individueller Helden heraus erklären lässt, sondern über die Heroisierungsprozesse, die sich in einem Relationengefüge zwischen heroisierter Figur, heroisierender Gemeinschaft und weiteren Akteuren vollziehen.2Vgl. von den Hoff, Ralf et al.: „Helden – Heroisierungen – Heroismen. Transformationen und Konjunkturen von der Antike bis zur Moderne. Konzeptionelle Ausgangspunkte des Sonderforschungsbereichs 948“. In: helden. heroes. héros. E-Journal zu Kulturen des Heroischen 1.1 (2013), 7-14. DOI: 10.6094/helden.heroes.heros./2013/01/03. Die Figur des Helden mit ihren jeweiligen Qualitäten entsteht erst als Ergebnis dieser ⟶Konstitutionsprozesse; beschreiben lässt sie sich mithilfe eines Sets von typologischen Merkmalen (z. B. Außerordentlichkeit, moralische Aufgeladenheit, Agonalität, ⟶Transgressivität, starke menschliche ⟶Agency).3Vgl. Schlechtriemen, Tobias: „Der ‚Held‘ als Effekt. Boundary work in Heroisierungsprozessen“. In: Berliner Debatte Initial 29.1 (2018), 106-119.

Gleichwohl lassen sich heroische Qualitäten für die Analyse des Heroischen produktiv machen, wenn man sie als Zuschreibungen an eine heroisierte Figur und damit als ein bedeutendes (wenn auch fakultatives) Element von Heroisierungsprozessen versteht. Anders als die vom SFB 948 vorgeschlagenen relationalen und typologischen Beschreibungsmodelle, die universale Eigenschaften von Heroisierungsprozessen und der in ihnen produzierten Heldenfiguren bestimmen wollen, lenken heroische Qualitäten unseren Blick auf das Akzidentelle4Heroische Qualitäten lassen sich als „akzidentelle Zuschreibungen“ auffassen, in denen die relationalen und typologischen Merkmale von Heldenfiguren eine je kulturspezifische Konkretion erfahren; vgl. dazu im Compendium heroicum s.v. Held, Abschn. 1. und den kontingenten Einzelfall. Damit eröffnen sie einen Zugang zur kultur- und gruppenspezifischen Konkretion des Heroischen und der Singularität von Heroisierungsprozessen. In der Attribution heroischer Qualitäten drückt sich aus, wie eine Gemeinschaft selbst ihre Heldinnen und Helden beschreibt und welche kollektiven Bedürfnisse sie auf diese Figuren projiziert. Heroische Qualitätszuschreibungen werden damit zu einem Schlüssel für das Verständnis der sozialen und kulturellen Bedingungen, in denen bestimmte Heldenkonzeptionen manifest werden können, und geben Einblick in die Werte, Ordnungsmodelle und Herausforderungen der heroisierenden Gemeinschaft.

Zugleich ermöglichen heroische Qualitäten eine komparative Perspektive auf die kulturelle und historische Variabilität und Pluralität von Heroisierungsprozessen: Was eine Gemeinschaft in einem bestimmten Kontext als Merkmal eines Helden benennt, muss unter anderen Umständen durchaus nicht als heroische Qualität gelten (vgl. Abschnitt 3.1.); zudem gibt es Heroisierungen, in denen es gar nicht zu einer Zuschreibung konkreter heroischer Qualitäten kommt. Gerade aufgrund ihrer Vielfältigkeit können heroische Qualitätszuschreibungen zu analytisch interessanten Indikatoren für die unterschiedlichen Bedürfnisse und Gestimmtheiten verschiedener Gemeinschaften sowie für ihren Umgang mit Heldenfiguren werden.

3. Heroische Merkmalskataloge und Heldendefinitionen

Heroische Qualitäten wurden und werden in der Populärkultur ebenso wie im akademischen Diskurs häufig herangezogen, um zu definieren, was ein Held ist. Sammlungen und Auflistungen heroischer Qualitäten finden sich in zahlreichen historischen Quellen, vermehrt seit der Frühen Neuzeit, aber auch in gegenwärtigen Auseinandersetzungen mit dem Heroischen. Der Bezug auf Heldenqualitäten dient dabei in der Regel gerade nicht dazu, die Heterogenität und Kontingenz von Heldenvorstellungen zu beleuchten, sondern um im Gegenteil das Phänomen des Heroischen mit quasi universalem Anspruch deskriptiv oder normativ zu fassen, also Merkmale zu bestimmen, an denen Helden erkennbar sein sollen bzw. denen sie entsprechen müssen. Auch die Unterscheidung verschiedener Heldentypen erfolgt häufig anhand bestimmter heroischer Qualitäten oder Kombinationen von Qualitäten, die für den jeweiligen Typus charakteristisch sein sollen.

Von derart ‚präskriptiven‘ Ansätzen unterscheidet sich die oben vorgeschlagene Perspektive, heroische Qualitäten als Heuristik für die kulturelle Pluralität und Variabilität von Heroisierungen zu begreifen. Das in vielen Gesellschaften evidente Bemühen, Kataloge heroischer Qualitäten aufzustellen, verstehen wir vielmehr als Beleg für ein epochen- und kulturübergreifendes Bedürfnis, das Phänomen des Heroischen definitorisch einzuhegen oder zumindest seine Vielfältigkeit durch Typologiebildung handhabbar zu machen.5Vgl. zum Bedürfnis nach Typologiebildung Bröckling, Ulrich: Postheroische Helden. Ein Zeitbild. Berlin 2020: Suhrkamp, 69-71. Solchen historischen und gegenwärtigen Katalogen kommt gleichwohl selbst eine wichtige heuristische Funktion für die Erforschung von Heroisierungsprozessen zu, denn mit ihrer Hilfe lassen sich beispielsweise die Wertehorizonte der heroisierenden Gemeinschaften und sich verändernde Bewährungsfelder des Heroischen erschließen. Anhand qualitativer Bestimmungen des Helden bzw. heros in verschiedenen historischen Kontexten soll dieses analytische Potential im Folgenden exemplarisch illustriert werden.

3.1. Heroische Qualitäten in der Antike6Der Abschnitt zu heroischen Qualitätszuschreibungen in der Antike basiert maßgeblich auf Hinweisen und Fallbeispielen, die Stefan Tilg und insbesondere Ralf von den Hoff zu verdanken sind und die ich lediglich zu einem Text redigiert habe.

Ursprünglich wurde in der griechischen Antike der Begriff heros fast ausschließlich zur Bezeichnung konkreter Figuren des Mythos bzw. Epos oder der religiösen Welt (⟶Sakralisierung) benutzt. Eine der seltenen frühen Stellen, in denen ‚heroisch‘ im übertragenen Sinne als Attribut herausragender Personen erscheint, findet sich im 4. Jahrhundert v. Chr. bei Aristoteles (Nikomachische Ethik 7, 1145a–20). Am Beispiel des ⟶homerischen Helden Hektor bestimmt Aristoteles die höchste Form der areté (Tugend, Vortrefflichkeit) als „übermenschliche, gewissermaßen heroische und göttliche Tugend“. Aristoteles begreift die besondere, „heroische“ Tugend als ein den Heroen innewohnendes Potential, das es ihnen ermögliche, alle anderen tugendhaften Menschen noch zu übertreffen und in die Nähe des Göttlichen zu rücken.

Summarische Auflistungen der Qualitäten von Heroen finden sich in der antiken Literatur kaum, während die Eigenschaften einzelner Heroen öfter beschrieben werden. Es gibt ausreichend Beispiele dafür, welche Vortrefflichkeit und außerordentliche Fähigkeit antiken Heroen in der Überwindung von Widrigkeiten zugeschrieben wurden, doch sind ihnen vielfach auch zweifelhafte Qualitäten eigen, wie Achilleus, Aeneas, Herakles oder Odysseus zeigen: „Achill, wie alle griechischen Helden, ist weder in einem ethischen Sinn ‚gut‘ noch in einem allgemeineren Sinn erfolgreich, sondern ist in einem wertfreien, ‚anthropologischen‘ Sinn über-‚groß‘.“7Hölscher, Tonio: Krieg und Kunst im antiken Griechenland und Rom Heldentum, Identität, Herrschaft, Ideologie. Berlin 2019: De Gruyter, 81. Als Hauptqualität vieler antiker Heroen erscheint ihre Fähigkeit, über den Tod hinaus zu wirken und direkt in die Welt der Lebenden einzugreifen – und zwar unabhängig davon, welcher Art diese Wirkung ist und ob sie für die Lebenden positiv oder negativ erscheint. Herodot (Historien IX, 120, 2) berichtet im 5. Jahrhundert v. Chr. über Protesilaos, einen im trojanischen Krieg gefallenen Heros, dass dieser noch nach seinem Tod den Lebenden Zeichen gegeben habe, indem er gebratene Fische in der Pfanne in Bewegung versetzte. Obgleich Protesilaos tot und ein „trockener Leichnam“ (tárichos) sei, verfüge er noch über von den Göttern verliehene Macht (dýnamis).

Es gibt sogar Beispiele dafür, dass moralisch problematische Figuren, die aus moderner Perspektive u. U. sogar als „Antihelden“ angesehen werden könnten, als Heros bezeichnet wurden. So soll der Ringer Kleomedes aus Astypalaia im 5. Jahrhundert v. Chr. den Zorn seiner Mitbürger auf sich gezogen haben, indem er erst bei den Olympischen Spielen betrog, dann in rasender Wut eine Schule zum Einsturz brachte und so die darin befindlichen Schüler tötete. Vor seinen wütenden Verfolgern soll Kleomedes sich in eine Truhe geflüchtet haben und, als diese aufgebrochen wurde, plötzlich verschwunden gewesen sein. Das daraufhin befragte Orakel von Delphi erklärte das Wunder damit, dass Kleomedes ein heros sei und daher fortan mit Opfern geehrt werden müsse. Die charakteristischen Qualitäten dieser heroischen Figur, die sich aus den Quellen erschließen lassen, sind neben ihrer übernatürlichen Körperkraft und -größe also auch eine manische Gewalttätigkeit, eine Bereitschaft zum Regelbruch sowie die für Zeitgenossen erklärungsbedürftige Fähigkeit, zu verschwinden und damit „weder tot noch lebendig“ zu sein (Pausanias, Beschreibung Griechenlands 6, 9, 6–8; Plutarch, Romulus 27,3–28,5).

Explizite Definitionen von Heroen und konkrete Benennungen ihrer Qualitäten finden sich in mittelalterlichen Enzyklopädien, die auf antike Quellen zurückgreifen. In diesen Definitionen werden Heroen eine über den Tod hinausreichenden Wirkmacht, daneben auch Attribute wie Kraft, eine vornehme Abstammung und bisweilen Weisheit zugeschrieben.8Vgl. auch s.v. „heros“ im Thesaurus Linguae Latinae, der zwar ein modernes Lexikon ist, aber durch seine Gruppierungen des Wortmaterials eine gute Übersicht über die klassisch-lateinischen Kategorien und Epitheta des Heroischen gibt – Kornhardt: „hērōs“. In: Thesaurus Linguae Latinae Online, vol. 6, 3, 2661-2664. Berlin, New York: De Gruyter, 1938. Online unter: https://tll.degruyter.com/article/6_3_14_heros_v2007 (Zugriff am 21.10.2022). Im 7. Jahrhundert n. Chr. bezeichnet Isidor von Sevilla in seinen Etymologiae (8, 11, 98) Heroen als „luftige Männer“ (viri aerii, vielleicht im Sinne von ‚Verstorbene‘?), die aufgrund ihrer Weisheit (sapientia) und ihrer Kraft (fortitudo, ähnlich dem griech. dýnamis) „des Himmels würdig“ (caelo digni) seien – der christliche Einfluss tritt hier zutage. In der Suda, einem byzantinischen Lexikon des 10. Jahrhunderts, das aus älteren Zeugnissen kompiliert wurde, wird héros als „Halbgott“ (hemítheos), „machtvoll“ (dynatós) und „von gehobener Abkunft“ (gennaíos) definiert.9Suda On Line, Eta 556, Online unter: http://www.cs.uky.edu/~raphael/sol/sol-cgi-bin/search.cgi?login=guest&enlogin=guest&db=REAL&field=adlerhw_gr&searchstr=eta,556 (Zugriff am 21.10.2022). Der Plural héroas kann laut Suda allerdings ebenfalls die „Seelen der Verstorbenen“ bezeichnen – eine semantische Ausweitung, die der Begriff erst seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. erfuhr.

An solchen qualitativen Bestimmungen wird deutlich, dass antike und neuzeitliche Vorstellungen des Heroischen keinesfalls deckungsgleich sind, ja in einigen Punkten weit auseinanderweisen.10Vgl. Himmelmann, Nikolaus: Der ausruhende Herakles. Paderborn 2009: Schöningh. Antike Heroen erscheinen vor allem als mythische und außerordentliche Menschen, deren Größe, besondere Kräfte und Qualitäten in vieler Hinsicht dem Göttlichen näher sind als dem Menschlichen und deren Bewertung oft ambivalent bleibt. Eine Trennung zwischen Heroen als religiösen, mythischen und exemplarischen Figuren war nicht klar ausgeprägt. Der heros war damit, anders als viele moderne Heldenfiguren, nicht vor allem ein nachahmbares Vorbild, und einige seiner markantesten, transgressiven und übermenschlichen Fähigkeiten – etwa über den Tod hinaus in die Welt der Lebenden eingreifen zu können – sind neuzeitlichen Begriffen des Heroischen fremd. Dass einzelne, Helden seit der Frühen Neuzeit zugeschriebene Qualitäten bereits in der Antike bedeutsam waren und manche antiken Ideen wie z. B. das aristotelische Ideal der heroischen Tugend später wieder aufgegriffen wurden, ändert nichts an dieser fundamentalen Differenz.

3.2. Heroische Merkmalskataloge in Wörterbüchern des 18. und 19. Jahrhunderts

Noch im späten 17. Jahrhundert definieren lateinische Lexika den Heros häufig mithilfe von zwei Eigenschaften: seiner besonderen Tugendhaftigkeit („qui virtutibus supra communem sortem excellit“11„Heros“. In: Micraelius, Lexicon philosophicum terminorum philosophis usitatorum. Stettin 1661, 562. Online unter: http://diglib.hab.de/wdb.php?dir=drucke/201-29-quod&end=867  (Zugriff am 2.12.2022).), sowie seiner Heilig- oder Göttlichkeit („vir sanctus“12„Heros“. In: Hofmann, Johann Jacob: Lexicon Universale. Leiden 1698. Online unter: http://mateo.uni-mannheim.de/camenaref/hofmann/hof2/s0502b.html  (Zugriff am 2.12.2022).). Diese Definitionen rekurrieren auf die in der Frühen Neuzeit in Europa einflussreiche, auf Aristoteles zurückgehende Vorstellung einer virtus heroica, also eines besonderen „heroischen“ Tugendgrades, der alle anderen Tugenden noch überragt und seinen Träger vergöttlicht (vgl. oben sowie die Artikel zur Heroischen Tugend im ⟶Katholizismus, ⟶Protestantismus und als ⟶Herrschertugend).

Im 18. Jahrhundert tritt die virtus heroica als zentrale Qualität des Helden in den Hintergrund. Zedlers Universal-Lexicon (1735) definiert den Helden nicht mehr als tugendhaft, sondern anhand seiner Taten sowie seiner natürlichen Schönheit, Stärke und Tapferkeit: „Held ist einer, der von der Natur mit einer ansehnlichen Gestalt und ausnehmender Leibes-Stärcke begabet, durch tapffere Thaten Ruhm erlanget, und sich über den gemeinen Stand derer Menschen erhoben.“13„Held“. In: Zedlers Universal-Lexicon. Band 12. Leipzig 1735, Sp. 1214-1215. Online unter: https://www.zedler-lexikon.de/index.html?c=blaettern&id=121403&bandnummer=12&seitenzahl=0630&supplement=0&dateiformat=1%27 (Zugriff am 2.12.2022). In seinem Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (2. Auflage, 1793–1801) historisiert und graduiert Johann Christoph Adelung diese heroischen Qualitätszuschreibungen jedoch wieder: Zwar sei das Verständnis des Helden als tapfere und „mit vorzüglicher Leibesstärke begabte Person […] ehedem sehr gebräuchlich gewesen“. Doch würden nun vor allem solche Personen Helden genannt, die sich durch eine „vorzügliche[] Herzhaftigkeit“, d. h. Mut und Entschlossenheit, auszeichneten – und zwar „besonders, wenn sie einen pflichtmäßigen und für viele vorteilhaften Gebrauch davon machten“, ihre Entschlossenheit also in den Dienst der Allgemeinheit stellten.14„Held“. In: Adelung, Johann Christoph: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Band 2. Wien 1811, Sp. 1094-1095, 1094. Online unter: https://lexika.digitale-sammlungen.de/adelung/gehezuseite/bsb00009132?page=1094 (Zugriff am 2.12.2022). Adelungs Unterscheidung von älteren und jüngeren Heldenvorstellungen deutet darauf hin, dass die Geschichte der heroischen Qualitätszuschreibungen durchaus nicht durchgängig als eine Geschichte der naiven Essentialisierung geschrieben werden kann, dass vielmehr ein Bewusstsein für die Wandelbarkeit und den Konstruktionscharakter heroischer Figuren stellenweise auch in vormodernen Kontexten aufscheint.

Der Artikel „héros“ im 1765 erschienenen achten Band von Diderots und d’Alemberts Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers bietet ein herausragendes Dokument der Ausdifferenzierung verschiedener Heldentypen, die umfänglich durch je spezifische Qualitäten charakterisiert werden.15Jaucourt, Louis de: „HÉROS, s.m. (Gramm.)“. In: Diderot, Denis / d’Alembert, Jean-Baptiste le Rond (Hg.): Encyclopédie, ou Dictionnaire raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers, par une Société de Gens de Lettres. Band VIII. Neuchâtel 1765: Samuel Faulche, 182. Online unter: http://enccre.academie-sciences.fr/encyclopedie/article/v8-749-0/ (Zugriff am 2.12.2022). Der Autor des Artikels, Chevalier Louis de Jaucourt, beschreibt zunächst den (Kriegs-)Helden, der sich durch herausragende militärische Talente und Tugenden wie Tapferkeit, Mut, Verwegenheit, Kenntnis der Kriegskunst und militärisches Genie auszeichne: („[Les] guerriers, qui portent au plus haut degré les talens & les vertus militaires. […] la bravoure, le courage, souvent la témérité, la connoissance de l’art de la guerre, & le génie militaire, caractérisent davantage le héros“). Diese Qualitäten des Kriegshelden seien allerdings – so schränkt der Autor mit aufklärerisch-kritischem Impetus ein – „in den Augen der Weisheit oft nur glückliche Verbrechen, die sich die Bezeichnung als Tugend zu Unrecht angeeignet haben“. („[…] vertus qui souvent aux yeux de la sagesse, ne sont que des crimes heureux qui ont usurpé le nom de vertus.“). Als positives Gegenmodell zum Kriegshelden entwirft Jaucourt den Grand homme – einen zivilen Helden, der sich durch sein intellektuelles Genie und seine moralische Tugendhaftigkeit auszeichne; der sich aus schönen und edlen Motiven heraus für das öffentliche Wohl, den Ruhm seines Fürsten, den Wohlstand des Staates und das Glück der Völker einsetze; und der dabei Menschlichkeit, Sanftmut und Patriotismus demonstriere. („Le grand homme […] joint aux talens & au génie la plûpart des vertus morales ; il n’a dans sa conduite que de beaux & de nobles motifs ; il n’écoute que le bien public, la gloire de son prince, la prospérité de l’état, & le bonheur des peuples. […] Enfin, l’humanité, la douceur, le patriotisme réunis aux talens, sont les vertus d’un grand-homme.“) Jaucourt betont allerdings, dass die ursprüngliche Bedeutung des Helden gerade in der Verbindung von kriegerischen, moralischen und politischen Tugenden bestanden habe; sowie in der Fähigkeit, Rückschläge mit Beständigkeit zu ertragen und Gefahren mit Entschlossenheit zu begegnen. („[L]e terme de héros, dans son origine, étoit consacré à celui qui réunissoit les vertus guerrieres aux vertus morales & politiques ; qui soutenoit les revers avec constance, & qui affrontoit les périls avec fermeté.“) Dies sei bei manchen antiken Heroen wie Herkules, Theseus und Jason noch der Fall gewesen. In Ihnen sieht der Autor das Vorbild für einen „vollkommenen Helden“, der die Aspekte des Kriegshelden und des Grand homme in sich vereine und sich mit aufrichtiger Liebe für das öffentliche Glück einsetze. („[M]ais le parfait héros, est celui qui joint à toute la capacité, & à toute la valeur d’un grand capitaine, un amour & un desir sincere de la félicité publique.“)

Die für das 18. Jahrhundert in Deutschland und Frankreich so typische Gegenüberstellung des Kriegshelden, der zunehmend als antiquiert empfunden wird, und einer neuen Konzeption des Helden als Genie oder Grand homme, der mit seinen intellektuellen Werken oder seinem politischen Wirken zum Treiber historischer, sozialer und kultureller Transformation wird, klingt noch 1877 im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm nach. Der „Held“ wird auch dort als „der durch tapferkeit und kampfgewandtheit hervorragende krieger“ sowie als „mann edler abkunft“ definiert. Diese Verschränkung von Kriegsheldentum mit Qualitäten wie Männlichkeit und adeliger Abstammung scheint andere Formen des Heroischen – insbesondere bürgerliches und weibliches Heldentum – zunächst auszuschließen. Doch durch den Hinweis, dass der kriegerische Heldentypus vor allem in den „sagen der vorzeit“ zu verorten sei, markiert das Deutsche Wörterbuch diese Vorstellung zugleich als anachronistisch. Vor der Folie des Kriegshelden bestimmt der Grimm anschließend zwei weitere Heldentypen, nämlich zum einen den „held im geistlichen sinne“, womit Christus, aber auch die Engel, Gott selbst und die ⟶Märtyrer gemeint sein können. Zum anderen konstatiert der Grimm eine „übertragene“ Bezeichnung von Helden, die implizit auf das Genie und den Grand homme Bezug zu nehmen scheint und das Heroische nicht nur für bürgerliche Protagonisten, sondern auch für das ⟶Alltagsheldentum öffnet: „held überträgt sich auf einen, der in irgend einem gebiete etwas ausgezeichnetes, hervorragendes leistet. so im guten und nützlichen“.16„HELD, m.“. In: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21. Online unter: https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=H05741 (Zugriff am 2.12.2022). Das Deutsche Wörterbuch definiert anschließend noch zwei weitere Bedeutungsvarianten des Helden, nämlich als Protagonist einer (literarischen) Erzählung sowie „in der ältern sprache verallgemeinert zu dem begriff mann überhaupt“. (Ebd.)

Diese wenigen Schlaglichter auf Wörterbuchdefinitionen des Helden geben sicher kein umfassendes Bild von Konzeptionen des Heroischen im 18. und 19. Jahrhundert. Dennoch ist zu beobachten, dass in den zitierten Definitionen ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Pluralität ebenso wie für die Historizität von Heldenkonzeptionen und -qualitäten zutage tritt. Zugleich deutet sich ein verändertes Verständnis des Helden an, das sich nicht mehr primär auf Qualitäten wie ‚heroische Tugendhaftigkeit‘, kriegerisches Talent und adelige Abstammung stützt. Die zum Teil normative Abwertung des Kriegshelden, der sich durch körperliche Stärke und Tapferkeit auszeichnet, bei gleichzeitiger Aufwertung des Grand homme, der sich mit politischen und intellektuellen Leistungen für die Gemeinschaft einsetzt, mag als Symptom eines erstarkenden bürgerlichen Bewusstseins oder einer aufklärerischen Privilegierung der Ratio über den Körper zu verstehen sein. Zugleich wird in einigen Definitionen die Tugendhaftigkeit des Helden unter anderen Vorzeichen wiederbelebt: Sie bemisst sich nun an seiner moralischen Disposition, an seinem ⟶Durchhaltevermögen und an der Nützlichkeit seiner Leistungen für die Gemeinschaft.

3.3. „hero features“ in der experimentellen Psychologie

Einen ganz neuen methodischen Zugriff auf Helden und die ihnen zugeschriebenen Qualitäten ermöglichen im 21. Jahrhundert empirische Studien auf dem Feld der Psychologie und Prototypensemantik. Diese versuchen mithilfe aufwendiger Befragungen die kognitiven Repräsentationen von Helden in einem mehr oder weniger repräsentativen Bevölkerungsausschnitt zu bestimmen. So ermittelten z. B. Kinsella et al. (2015a, 2015b, 2017) in einer Reihe aufeinander aufbauender Studien an mehreren hundert Personen in Limerick sogenannte „central hero features“, die von den Befragten mit Heldenfiguren in Verbindung gebracht wurden:

brave, moral integrity, conviction, courageous, self-sacrifice, protecting, honest, selfless, determined, saves others, inspiring, helpful.

Daneben identifizierten die Autor:innen weitere „peripheral features of heroes“, die sie ebenfalls als relevant aber weniger aussagekräftig einstuften:

proactive, humble, strong, risk-taker, fearless, caring, powerful, compassionate, leadership skills, exceptional, intelligent, talented, personable.17Kinsella, Elaine et al. 2017: „Attributes and Applications of Heroes. A Brief History of Lay and Academic Perspectives“. In: Allison, Scott / Goethals, George R. / Kramer, Roderick M.: Handbook of Heroism and Heroic Leadership. New York 2017: Routledge, 19-35, 22. Die Autor:innen bemerken zu den von ihnen ermittelten Heldenqualitäten: „Interestingly, the list of central and peripheral features represents characteristics that [are] stereotypically masculine (brave, protecting, strong, fearless) and female (helpful, selfless, caring, compassionate) which perhaps challenges a view that heroes are conceptualized in exclusively masculine terms.“ (Ebd.); vgl. auch Kinsella, Elaine et al. 2015a: „Zeroing in on Heroes: A Prototype Analysis of Hero Features“. In: Journal of Personality and Social Psychology, 108, 114-127. DOI: 10.1037/a0038463; Kinsella, Elaine et al. 2015b: „Lay Perspectives on the Social and Psychological Functions of Heroes“. In: Frontiers in Psychology, 6, 130. DOI: 10.3389/fpsyg.2015.00130.

Einen ähnlichen Merkmalskatalog des Heroischen, der sich mit demjenigen von Kinsella et al. teilweise überschneidet, hatten bereits Allison/Goethals (2011) durch die Befragung von 125 Studierenden in den USA ermittelt. Sie kommen zu einer Liste der „Great Eight traits of heroes“, zu denen sie jeweils weitere Eigenschaften clustern:

Smart: intelligent, smart, wise
Strong: strong, leader, dominating, courageous, gallant
Selfless: moral, honest, selfless, humble, altruistic
Caring: compassionate, empathetic, caring, kind
Charismatic: eloquent, charismatic, dedicated, passionate
Resilient: determined, persevering, resilient, accomplished
Reliable: loyal, true, reliable
Inspiring: admirable, amazing, great, inspirational
18Allison, Scott / Goethals, George R.: Heroes: What They Do and Why We Need Them. New York 2011: Oxford UP, 61-62.

In diesen experimentell ermittelten, prototypischen Eigenschaftskatalogen finden sich beinahe ausschließlich positive charakterliche Qualitäten wieder, die den Helden vor allem als eine Person ausweisen, die sich auf vorbildliche und nachahmenswerte Weise für ihre Gemeinschaft einsetzt. Diese Charakterisierung deckt sich mit der in weiten Teilen der amerikanischen „Heroism Science“ vertretenen Meinung, dass sich Helden vor allem anhand ihres „prosocial behavior“ und ihrer Bereitschaft zum „risk-taking“ oder gar zum „self-sacrifice“ identifizieren lassen.19Vgl. z. B. Franco, Zeno / Blau, Kathy / Zimbardo, Philip: Heroism: A Conceptual Analysis and Differentiation Between Heroic Action and Altruism. In: Review of General Psychology 15.2 (2011), 99-113, 100. DOI: 10.1037/a0022672; Best, Joel: Everyone’s a Winner. Life in Our Congratulatory Culture. Berkeley / Los Angeles / London 2011: University of California Press, 93-94.

Kaum klingen in den empirisch ermittelten Katalogen dagegen Aspekte des Triumphalen, des Transgressiven und des Gewalttätigen an, die Helden in einem ambivalenteren Licht erscheinen lassen würden. Vor allem aber bleibt die Aussagekraft der Studien aufgrund ihrer methodischen Anlage und der Auswahl der Befragten auf einen engen sozialen, kulturellen und geografischen Kontext beschränkt und die Autor:innen versuchen nicht, zwischen kulturell kontingenten und generalisierbaren Heldenqualitäten zu unterscheiden. Es ist davon auszugehen, dass die Befragungen, wären sie in anderen kulturellen oder historischen Kontexten durchgeführt worden, andere „hero features“ zutage gefördert hätten.

Bemerkenswert an den Studien von Kinsella et al. und Allison/Goethals sind daher weniger die Ergebnisse als die Prämissen, auf denen die Studien beruhen. Denn der von den Forschenden gewählte Ansatz reduziert das komplexe Phänomen des Heroischen auf die individuellen Eigenschaften von Heldenfiguren. Den befragten Studienteilnehmer:innen wiederum fiel es offenbar nicht schwer, dieser Bitte zu entsprechen und einen ganzen Katalog von Eigenschaften zu produzieren, die sie als charakteristisch für Helden ansahen. Sowohl die Forscher:innen als auch befragten Laien machen also das Heroische an der heroisierten Figur selbst, an ihren psychischen Dispositionen und charakterlichen Eigenschaften fest.

4. Einzelnachweise

  • 1
    Vgl. Bröckling, Ulrich / Thomä, Dieter: „Warum Helden? Ein Disput in Briefen“. In: Neue Rundschau 132.1 (2021), 7-27.
  • 2
    Vgl. von den Hoff, Ralf et al.: „Helden – Heroisierungen – Heroismen. Transformationen und Konjunkturen von der Antike bis zur Moderne. Konzeptionelle Ausgangspunkte des Sonderforschungsbereichs 948“. In: helden. heroes. héros. E-Journal zu Kulturen des Heroischen 1.1 (2013), 7-14. DOI: 10.6094/helden.heroes.heros./2013/01/03.
  • 3
    Vgl. Schlechtriemen, Tobias: „Der ‚Held‘ als Effekt. Boundary work in Heroisierungsprozessen“. In: Berliner Debatte Initial 29.1 (2018), 106-119.
  • 4
    Heroische Qualitäten lassen sich als „akzidentelle Zuschreibungen“ auffassen, in denen die relationalen und typologischen Merkmale von Heldenfiguren eine je kulturspezifische Konkretion erfahren; vgl. dazu im Compendium heroicum s.v. Held, Abschn. 1.
  • 5
    Vgl. zum Bedürfnis nach Typologiebildung Bröckling, Ulrich: Postheroische Helden. Ein Zeitbild. Berlin 2020: Suhrkamp, 69-71.
  • 6
    Der Abschnitt zu heroischen Qualitätszuschreibungen in der Antike basiert maßgeblich auf Hinweisen und Fallbeispielen, die Stefan Tilg und insbesondere Ralf von den Hoff zu verdanken sind und die ich lediglich zu einem Text redigiert habe.
  • 7
    Hölscher, Tonio: Krieg und Kunst im antiken Griechenland und Rom Heldentum, Identität, Herrschaft, Ideologie. Berlin 2019: De Gruyter, 81.
  • 8
    Vgl. auch s.v. „heros“ im Thesaurus Linguae Latinae, der zwar ein modernes Lexikon ist, aber durch seine Gruppierungen des Wortmaterials eine gute Übersicht über die klassisch-lateinischen Kategorien und Epitheta des Heroischen gibt – Kornhardt: „hērōs“. In: Thesaurus Linguae Latinae Online, vol. 6, 3, 2661-2664. Berlin, New York: De Gruyter, 1938. Online unter: https://tll.degruyter.com/article/6_3_14_heros_v2007 (Zugriff am 21.10.2022).
  • 9
  • 10
    Vgl. Himmelmann, Nikolaus: Der ausruhende Herakles. Paderborn 2009: Schöningh.
  • 11
    „Heros“. In: Micraelius, Lexicon philosophicum terminorum philosophis usitatorum. Stettin 1661, 562. Online unter: http://diglib.hab.de/wdb.php?dir=drucke/201-29-quod&end=867  (Zugriff am 2.12.2022).
  • 12
    „Heros“. In: Hofmann, Johann Jacob: Lexicon Universale. Leiden 1698. Online unter: http://mateo.uni-mannheim.de/camenaref/hofmann/hof2/s0502b.html  (Zugriff am 2.12.2022).
  • 13
    „Held“. In: Zedlers Universal-Lexicon. Band 12. Leipzig 1735, Sp. 1214-1215. Online unter: https://www.zedler-lexikon.de/index.html?c=blaettern&id=121403&bandnummer=12&seitenzahl=0630&supplement=0&dateiformat=1%27 (Zugriff am 2.12.2022).
  • 14
    „Held“. In: Adelung, Johann Christoph: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Band 2. Wien 1811, Sp. 1094-1095, 1094. Online unter: https://lexika.digitale-sammlungen.de/adelung/gehezuseite/bsb00009132?page=1094 (Zugriff am 2.12.2022).
  • 15
    Jaucourt, Louis de: „HÉROS, s.m. (Gramm.)“. In: Diderot, Denis / d’Alembert, Jean-Baptiste le Rond (Hg.): Encyclopédie, ou Dictionnaire raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers, par une Société de Gens de Lettres. Band VIII. Neuchâtel 1765: Samuel Faulche, 182. Online unter: http://enccre.academie-sciences.fr/encyclopedie/article/v8-749-0/ (Zugriff am 2.12.2022).
  • 16
    „HELD, m.“. In: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21. Online unter: https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=H05741 (Zugriff am 2.12.2022). Das Deutsche Wörterbuch definiert anschließend noch zwei weitere Bedeutungsvarianten des Helden, nämlich als Protagonist einer (literarischen) Erzählung sowie „in der ältern sprache verallgemeinert zu dem begriff mann überhaupt“. (Ebd.)
  • 17
    Kinsella, Elaine et al. 2017: „Attributes and Applications of Heroes. A Brief History of Lay and Academic Perspectives“. In: Allison, Scott / Goethals, George R. / Kramer, Roderick M.: Handbook of Heroism and Heroic Leadership. New York 2017: Routledge, 19-35, 22. Die Autor:innen bemerken zu den von ihnen ermittelten Heldenqualitäten: „Interestingly, the list of central and peripheral features represents characteristics that [are] stereotypically masculine (brave, protecting, strong, fearless) and female (helpful, selfless, caring, compassionate) which perhaps challenges a view that heroes are conceptualized in exclusively masculine terms.“ (Ebd.); vgl. auch Kinsella, Elaine et al. 2015a: „Zeroing in on Heroes: A Prototype Analysis of Hero Features“. In: Journal of Personality and Social Psychology, 108, 114-127. DOI: 10.1037/a0038463; Kinsella, Elaine et al. 2015b: „Lay Perspectives on the Social and Psychological Functions of Heroes“. In: Frontiers in Psychology, 6, 130. DOI: 10.3389/fpsyg.2015.00130.
  • 18
    Allison, Scott / Goethals, George R.: Heroes: What They Do and Why We Need Them. New York 2011: Oxford UP, 61-62.
  • 19
    Vgl. z. B. Franco, Zeno / Blau, Kathy / Zimbardo, Philip: Heroism: A Conceptual Analysis and Differentiation Between Heroic Action and Altruism. In: Review of General Psychology 15.2 (2011), 99-113, 100. DOI: 10.1037/a0022672; Best, Joel: Everyone’s a Winner. Life in Our Congratulatory Culture. Berkeley / Los Angeles / London 2011: University of California Press, 93-94.

5. Ausgewählte Literatur

  • Allison, Scott / Goethals, George R.: Heroes: What They Do and Why We Need Them. New York 2011: Oxford UP.
  • Bröckling, Ulrich: Postheroische Helden. Ein Zeitbild. Berlin 2020: Suhrkamp.
  • Jaucourt, Louis de: „HÉROS, s.m. (Gramm.)“. In: Diderot, Denis / d’Alembert, Jean-Baptiste le Rond (Hg.): Encyclopédie, ou Dictionnaire raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers, par une Société de Gens de Lettres. Band VIII. Neuchâtel 1765: Samuel Faulche, 182. Online unter: http://enccre.academie-sciences.fr/encyclopedie/article/v8-749-0/ (Zugriff am 2.12.2022).
  • Kinsella, Elaine et al. 2017: „Attributes and Applications of Heroes. A Brief History of Lay and Academic Perspectives“. In: Allison, Scott / Goethals, George R. / Kramer, Roderick M.: Handbook of Heroism and Heroic Leadership. New York 2017: Routledge, 19-35.
  • Schlechtriemen, Tobias: „Der ‚Held‘ als Effekt. Boundary work in Heroisierungsprozessen“. In: Berliner Debatte Initial 29.1 (2018), 106-119.
  • von den Hoff, Ralf et al.: „Helden – Heroisierungen – Heroismen. Transformationen und Konjunkturen von der Antike bis zur Moderne. Konzeptionelle Ausgangspunkte des Sonderforschungsbereichs 948“. In: helden. heroes. héros. E-Journal zu Kulturen des Heroischen 1.1 (2013), 7-14. DOI: 10.6094/helden.heroes.heros./2013/01/03.

Zitierweise

Georg Feitscher: Heroische Qualitäten. In: Compendium heroicum. Hg. von Ronald G. Asch, Achim Aurnhammer, Georg Feitscher, Anna Schreurs-Morét und Ralf von den Hoff, publiziert vom Sonderforschungsbereich 948 „Helden – Heroisierungen – Heroismen“ der Universität Freiburg, Freiburg 29.12.2022. DOI: 10.6094/heroicum/hqd1.0.20221229